Ein Schäferwagen ist eben kein Hotel-Zimmer…
Wenn man unbedingt ein Hotelzimmer buchen will, sollte man keinen Schäferwagen auf derStreuobstwiese nehmen. Erst recht nicht Ende Oktober. Nachstehend die kritischen O-Töne eines Qypers und meine Antwort darauf. Für alle gedacht, die in einem Schäferwagen übernachten wollen. Und keine Helden, sondern eher Großstadt-Weicheier sind…
maddin99ful schreibt auf Qype am 13. Oktober 2013, 0.00 Uhr: (Originaltext)
Wir haben ein Wochenende im Oktober im Rhönschaf Hotel verbracht und haben aufgrund Zimmermangels einen Schäferwagen gebucht. Wir waren zu zweit im sog. Blauen Schäferwagen untergebracht und er ist alles Andere als gemütlich:
– Die Wagen sind sehr klein, Platz fürs Gepäck findet sich, wenn überhaupt unter dem Tisch, wo es nur schlecht erreichbar ist. Die Betten sind ebenfalls schmal.
– Nachts ist es sehr kalt gewesen; der Wagen ist nicht isoliert und nicht beheizt.
– die dicken aber kleinen Bettdecken waren durch die kalte, feuchte Luft klamm und das Schlafen dadurch ungemütlich. (Die zweite Nacht im selbst mitgebrachten Schlafsack war deutlich besser!)
– Da es bereits um 19:30 stockdunkel war, waren wir auf elektrisches bzw. Kerzenlicht angewiesen.
Dazu gibt es im Wagen 3 Teelichter, von denen jedoch eins überhaupt nicht mehr funktionierte und die anderen beiden warenschon halb abgebrannt.
– Auf eine Nachfrage unserer Seitz bei der Rezeption bekamen wir (für 5€ Pfand) eine Taschenlampe zu Verfügung gestellt.
– Einen Zimmerservice gibt es nicht.
– Der Bauwagen war nur über eine matschige, hohe Wiese zu erreichen, was vor allem den Weg zu den Duschen sehr erschwerte. Eine weitere Herausforderung boten die 2 aneinander gelegten, nassen und rutschigen Sperrholzbretter, die an einem kleinen Abhang auf dem Weg zum Wagen wohl eine Treppe ersetzen sollten.
– Die einzelnen Duschen sind zwar groß, aber sobald man nicht mehr alleine im Waschraum ist, werden die 2 Duschkabinen und die 2 Toiletten knapp und man muss warten. Der Waschraum (sog. Schafsbrause) ist für Frauen und Männer nicht getrennt.
Absolut ungerechtfertigt ist jedoch der Preis von 35€ pro Nacht. In einer Jugendherberge oder einem Zelt wäre man in jedem Fall besser und vor Allem günstiger untergebracht. Im Sommer kann ich mir die Übernachtung in einem solchen Wagen schöner vorstellen, im Oktober ist sie jedoch unzumutbar.
Das Essen der Wirtschaft des Hotels ist geschmacklich sehr gut, auch wenn es abgesehen von Apfel- oder Schafsgerichten nicht viel Auswahl gibt. So gibt es z.B. sehr guten selbstgemachten Apfelsaft und Apfelwein, nach einer normalen Cola oder Sprite sucht man in der Speisekarte jedoch vergeblich. „Wir sind halt nicht so Mainstream“, wie es uns die Bedienung erklärte.
Ich hoffe ich konnte ihnen mit meiner Rezension weiterhelfen. Das Hotel, zumindest die Unterbringung im Schäferwagen, kann ich aber nicht weiterempfehlen.
Meine Antwort vom 20. Oktober darauf:
Lieber maddin99ful, herzlichen Dank für die ausführlichen Zeilen.
Der erste Satz macht es bereits deutlich worum es geht: „Eigentlich sollte es ein Zimmer sein.“ Dann wurde der Schäferwagen gebucht. Das erzeugt natürlich kognitive Dissonanzen. Und eine ellenlange Negativ-Rezension. Und dann bekommen wir gerade mal ein Sternchen ab. Es ist zum Heulen! Ein Zimmer ist nun mal ein Zimmer. Und ein Schäferwagen ist und bleibt ein Schäferwagen (kein Bauwagen!). Wir können weder für Zwangsgäste was (z.B. Teilnehmer an Familientreffen) noch können wir am Wetter drehen. Und wenn es regnet, wird auch eine Rhöner Wiese nass. Und wenn viele Menschen über solch eine nasse Wiese laufen – dann wird diese auch mal matschig! Ja, und selbst in der Rhön wird es um 19.30 Uhr dunkel. Richtig – stockdunkel sogar. Ohne „Light-Pollution“. Und deshalb werden wir hier in Kürze auch ein international anerkannter Sternenpark. Da sind wir mächtig stolz drauf. Die Lampe zum Erhellen der Nacht kostet übrigens 10.- Pfand – na also, schon 5 Euro gespart gehabt 😉 Der Abgang zur Schafsbrause war in der Tat bis vor kurzem ein „Abgang“. Habe sofort nach ihrer Reklamation die Idee einer „Hühnerleiter“ (herzlichen Dank nochmal, ich kann nämlich manchmal gut zuhören) umgesetzt. Wurde am Mittwoch installiert. Leider für mich einen Tag zu spät – am Dienstag hat es mich „auf die Bretter gehauen“. Hat weh getan. Denn es hat wieder mal geregnet. Herbst in der Rhön. Tut manchmal weh – ist aber wildromantisch schön.
Das wir Deutsche ein merk-würdiges Verhältnis zum Preis haben zeigt auch ihre Kritik. Ich halte den Preis von 35 Euro inklusive dem Rhöner Frühstücksbüffet mit ausgewählten Bio-Produkten und den selbstgemachten Marmeladen und Gelees meiner Mama voll in Ordnung. Der Vergleich mit einer Jugendherberge oder gar einem Zeltplatz ist mir zu weit hergeholt. Schäferwagen kann ich nur mit Schäferwagen vergleichen. Weder mit Zimmern – noch mit Zeltplätzen. Danke dafür, dass zumindest die Küche ganz gut wegkam. Vor 25 Jahren habe ich beschlossen, dass wegen uns kein Pellegrino-Laster vollbeladen mit Wasser sich über die Alpen quälen muss. Und das wir nicht bereit sind, einen fetten Cola-Konzern im fernen Atlanta noch weiter zu füttern. Wir arbeiten mit den Rhöner Erzeugern zusammen. Und das sehr erfolgreich – zum Wohle der ganzen Region. Wer zu uns kommt und weder Rhönschaf noch Apfel mag beziehungsweise auf seine gewohnte Fernseh-Bierplörre nicht verzichten will und lieber O-Saft statt Apfelsaft trinkt der, ja der ist bei uns leider an der falschen Adresse. Und wie sagte schon der alte Wowereit: „Und das ist auch gut so!“
In diesem Sinne apfelfrische und schafe Rhöngrüße in die Bundeshauptstadt
Ihr Jürgen H. Krenzer