Der Edelbrauer

Was ist eigentlich ein Edel-Brauer? Und vor allen Dingen: WAS ist ein Edelbier?

Gerne löse ich das hier auf. Bieraffin war ich schon immer. Aber das, was es so in den 80er Jahren bei uns gab, das war schon heftig langweilig. Pils, Pils, Pils. Und nochmal Pils. Ach ja, dann kam das Weizen. Mit Zitrone und Reiskörnern. Kristallweizen nannte es sich. Der Champagner unter den Bieren sollte es sein. Oh mein Gott…

Da half nur noch die Flucht nach Bierfranken – wie ich liebevoll den Regierungsbezirk Oberfranken nenne. Bamberg, Coburg, Forchheim, die Fränkische Schweiz – da geht jedem Bierfreund die Leber, äh, das Herz auf. Das ist ja gar nicht so weit weg von meiner geliebten Rhön. Zum Glück. Und mein Traum erfüllte sich im Januar 2005: Ich darf zu meinem 40. Geburtstag mein eigenes Bier brauen. In Memmelsdorf in der Gasthaus-Brauerei „Drei Kronen“ bei Bamberg. Gemeinsam mit meinem damaligen Kollegen und jetzigem Freund Halu Straub. Es sollte ein fulminantes, bisher noch nicht dagewesenes haselnussfarbenes Bier mit einer revolutionären Karamellnote werden. Keiner der Braumeister kann es bei der Präsentation samt Erstverkostung stilmäßig einordnen. Gut so. Aber jeder trinkt es. Noch besser. Literweise. Hach! Ein neues Bier – nein – ein neuer Bierstil ist entstanden. Lange bevor der Craftbeer-Trend von Amerika nach Deutschland überschwappen sollte. Ich war der Zeit mal wieder voraus…

Engagiert braue ich einen Sud nach dem anderen. Und jeder andere Sud ist auch anders. Vom Anti-Depressions-Bier bis zum Sud Bierotik. Obwohl ich ja das Brauerhandwerk nie erlernt habe. Oder wahrscheinlich genau deshalb. Ich habe nach 5 Biersuden schon so viel verschiedene Malze verarbeitet wie ein fränkischer Brauer in seinem ganzes Arbeitsleben verwendet hat. Mein Freund Halu nennt mich fortan den „Edelstift“. Das gefällt mir sehr gut. Allerdings ist es doof, immer ein „Stift“ bzw. ein Lehrling zu sein. Wobei…

Nach dem 12. Sud – dem „Knecht-Ruprecht-Bräu“ – eingebraut Ende Oktober 2007 – ist meine Edelstift-Karriere abrupt zu Ende. In bin nach 3 Jahren und 12 eigens kreierten Suden kein Stift mehr. Feierlich werde ich bei einem Seidla Pils (das musste sein), einem Seidla Lager (lecker) und zwei Seidla Bock (herrlich!) und einer fränkischen Bierbrauer-Brotzeit in der Brauerei Hönig in Tiefenellern „freigesprochen“. Und jetzt?

Aus dem Ex-Edelstift wird der Edel-Brauer. Oder der Brauer von Edelbieren. Wir sind jetzt bei Sud Nr. 57 angekommen. Aber darum geht es gar nicht mehr. Denn…

Von den 170 oberfränkischen Brauereien kenne ich vermutlich (auch Dank meines Brau-Mentors Halu) schon weit über 100. Seit über 10 Jahren bin ich auch einmal jährlich mit belgischen und deutschen Enthusiasten in der Welt des Bieres unterwegs. Bier-Fachexkursion nennen wir das. Meine Frau kriegt bei diesem Wort immer eine leichte Krise. Nicht schlimm. Und immer noch fasziniert mich dieses Thema. Meine Passion ist, auch anderen Menschen die unglaubliche Eigenheit und Vielfalt der fränkischen Brauszene näher zu bringen. Mittlerweile gibt es schon Bier-Denkwanderungen und Coachings. Denn gerade bei Nachdenk-Prozessen ist Entspannung ganz wichtig. In einem Wellnessbereich liegen ja meist nur unentspannte Menschen. Die entspannen wollen. Bei einem bierigen Spaziergang ist das ganz anders.

 

K 40 Bierbrau-Event mit Jürgen, Halu & Isaballa

Bierige Erlebnisse mit einer Braumeisterin, einem Braumeister und einem echten Rhöner in der Fränkischen Toskana

Der erste Tag – Ankommen – ProBieren – Malz schroten – MiniBierWanderung – Brotzeit

Start ist um Schlag vier Uhr Nachmittags. Motto: Kein Bier vor vier. Gerne aber auch schon um Drei Swen, der junge Wirt von den Drei Kronen empfängt uns mit einem selbst kreiertem Biercocktail. Danach beginnt die harte Arbeit. Die Malzmischung wird besprochen und das Malz in der Mühle geschrotet. Alles Handarbeit. Das Brauwasser wird vorbereitet und die Brauerei auf Hochglanz gebracht. Belohnungsbier.

Anschließend 1.699 Schritte zur Brauerei Göller ins benachbarte Drosendorf. Belohnungsbier und Fränkische Bratwurst. Rückmarsch. Belohnungs-Brotzeit in den Drei Kronen mit Verprobung der legendären Bierspezialitäten. Belohnungsbier. Und dann ab ins Komfort-Brauer-Bett. Am Brautag geht’s nämlich früh los.

Der zweite Tag – der eigentliche Bierbrau-Tag

Um halbe Achte am Morgen Kaffee ziehen und ab ins Sudhaus. Einmaischen. Der Bierbrautag beginnt. Während der Rast-Phasen(Bierbrauen besteht eigentlich aus Warten) Gelegenheit zum ausgiebigen Frühstück. Bierbrauen ist ein langer Prozess. Immer wieder wird die Maische erhitzt und dann muss sich der Malzzucker lösen. Das nennt man in der Brauersprache „Rasten“. Da ist Zeit für fachkundigen Austausch. Die Braumeister Isabella und Halu lassen uns an den Lagertanks das ganz junge Bier zwickeln. Ein einmalig-einprägsames Erlebnis.

Zwischendurch Bierhefe holen mit Auserwählten und mit Jürgen. In Merkendorf. Natürlich in einer Brauerei. Belohnungsbier.

Mittagessen auf typisch fränkische Art. Bierbrauerschnitzel. Und was für eins. Fränggisch legger! Für die, die Fleisch verschmähen gibt es genauso leckere Bier-Brot-Käsebällchen. Natürlich mit Salat. Dann geht’s wieder ins Brauhaus zurück. Zurück zur kochenden Bierwürze. Es naht der Höhepunkt. Quasi der Orgasmus jedes Bierbrauers oder Bierbrauerin: Das Ausschlagen der heißen Bierwürze auf das altehrwürdige Kühlschiff.

Danach ein Belohnungsbier. Ist ja klar. Auf dem Memmelsdorfer Keller. Jawoll, richtig gelesen. AUF dem Keller. In Franken ist manches anders. Das Bier aber was ganz Besonderes. Das selbstgebraute Bier ist ja noch keines – das dauert. Wieder warten. So knapp vier Wochen. Von dieser Bier-Besonderheit gibts dann je Teilnehmer 2 Liter ab krenzers rhön. Na denn, Prost!

Der Preis für dieses Event, das nur 5 Mal im Jahr stattfindet beträgt 199 € pro Person bei Unterbringung im Doppelzimmer und 224 € im Einzelzimmer ohne schnarchenden Mitbrauer(in). Aber mit allen aufgeführten Leistungen. Zusätzliche „Belohnungsbiere“ gehen auf die eigene Kappe. Wer Radler oder Cola-Bier ordert, muss die Veranstaltung sofort verlassen…

Brautermine richten sich dach dem Durst der „K40-Fans“ und sind daher anzufragen bzw. auch selbst zu beeinflussen.
Einfach Kontakt aufnehmen!