Streuobstwiese als Deko?

Verfasst am 21.06.2013 von

Der Gast aus dem naturfarbenen Schäferwagen steht vor unserer Rezeption und möchte von Heidrun rotzfrech Teller und Besteck sowie zwei leere Weißbiergläser für ein selbst mitgebrachtes Picknick samt Getränken auf unserer Streuobstwiese haben. Leider stehe ich auch gerade hier. Und es kommt zu einem kurzen, aber hoffentlich nachhaltigen Disput…

Ich: „Äh, Sie möchten wirklich ihr mitgebrachtes Picknick auf unserer schönen Obstwiese verzehren?  Teller, Besteck und Biergläser erhalten sie bei mir aber nur unter Protest!“

Gast: „Wieso? Das machen wir immer so. Die Hoteliers haben nie etwas dagegen, wenn wir zum Beispiel auf dem Zimmer essen.“

Ich: „Auf dem Zimmer??? Ist das Essen in den von ihnen gebuchten Hotels denn so schlecht oder warum machen Sie das?“

Gast: „Das macht uns einfach Spaß. Wir picknicken eben gerne.“

Ich: „Sie könnten ja auch mit regionalen Produkten picknicken. Spezialitäten, die zum Beispiel auf dieser Obstwiese erzeugt werden. Denn ALLE finden es schick, auf einer tollen Obstwiese zu essen. Aber keiner macht sich Gedanken, warum es diese Obstwiesen überhaupt gibt und warum es solch ein BioTOP auch in Zukunft geben wird.“

Gast: „Sie haben aber  davon nichts bei ihrer Reservierungsbestätigung geschrieben, das man bei Ihnen auf der Streuobstwiese nur Regionales essen und trinken sollte!“

Ich: „Die meisten unserer Gäste wissen das, andere lernen unsere Produkte vor Ort kennen – und lieben! Wir können bei einer Reservierungsbestätigung ja nicht 10 DIN A4-Seiten anfügen. Schließlich buchen Sie Urlaub. Außerdem leben wir und unsere 25 Teammitglieder von regionalen Getränken und Essen. Und die Obstwiese übrigens auch!“

Gast: „Es ist doch schön, im Freien hier zu essen. Ihre Philosophie hin oder her.“

Ich: „Genau das ist ja der Punkt. Die ganze Werbeindustrie setzt auf schöne Kulturlandschaften. Präsentiert und fotografiert Produkte auf dem Land. Die aber in Wirklichkeit aus hässlicher Massenproduktion stammen. Eben gut dekoriert. Das kann und werde ich einfach nicht hinnehmen. Und jetzt: „Guten Appetit bei ihrem Picknick!“

Fazit: Ich kann und werde  einfach nicht die Fresse halten. Das tun schon viel zu viele. Da können meine Gäste von mir halten was sie wollen. Franziskaner Weizen, Rügenwalder Wurst und Schmelzkäse unbekannter Herkunft haben in der Rhön nichts verloren. Und erst recht nicht auf meiner geliebten Streuobstwiese. Zum Glück kommen morgen ja neue Gäste. Andere. Hoffentlich…

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