Rhöndurchquerung, Teil 2

Verfasst am 10.08.2009 von

Auf Martin Luthers spuren wandelte ich auf der Toillette in Weimarschmieden. Wer in der Rhön wandert, kann aber noch viel määhr erleben…

 

1. August 2009: Kreuzberg – Fladungen

Tour vom Kreuzberg nach Fladungen. Die längste, härteste aber auch schönste Stecke der Tour. Über meine geliebte Hochrhön. Der Kreuzbergabstieg über die Kniebreche ist wirklich brutal. Das ist wirklich der einzige Abstieg, wo selbst ich schwitze. Sehr zu empfehlen ist die Fischerhütte am Rothseee oberhalb Bischofsheim – sehr einfach, aber auch seeehr gut! Wir genießen Räucherfischteller und Ziegenkäse mit ausgemachtem Himbeerdressing.

Erkenntnis: Das Einfache und Gute kann man nicht hoch genug einschätzen. Irgendwann wird es unbezahlbar sein.

Von der Thüringer Hütte hinab geht es 15 km später nach Roth, dort gibt es eine Brauereiwirtschaft. Die Chefin bedient selbst. Das vermute ich, denn sie macht einen äusserst resoluten Eindruck. Ich möchte das leckere Export oder das Festbier der „Rother Bräu“ trinken. Doch ich werde brutalst ausgebremst. Das gibt es nämlich in der brauereieigenen Wirtschaft nicht. Die Wirtin lässt mich selbsternanntem EdelBrauer mit dreijähriger Spezialausbildung an diesem Spätnachmittag richtig auflaufen. Meine Freunde machen sich eine Gaudi daraus. Ich bekomme es verbal ziemlich besorgt. Und fasse es nicht. Wo bist du, Gambrinus, Gott des Bieres? Warum lässt du mich hier im Stich?

Die Erkenntnis daraus: In Bayern wird nur Pils getrunken und das dauert 7 Minuten. Erst recht für einen blöden Hessen. Basta! Und: Schnauze halten!

 

2. August 2009: Fladungen – Hohe Geba

Harald meint, das diese Tour ein Katzensprung ist. Er sollte sich irren. Denn ausgerechnet er, der uns ständig im Gelben Trikot vorausläuft (das Bergtrikot halte mit weitem Vorsprung immerhin ich!) irrt auf einmal auf einem alten DDR-Panzerweg herum. Mein Gott – wir haben uns am Sonntagmorgen gnadenlos in einem Riesenforst verlaufen. Es kriselt in der Truppe. Außerdem sieht es erstmals nach Regen aus. Nach drei (3!) Stunden kommen wir in Weimarschmieden an – das liegt 5 Kilometer von Fladungen entfernt. Mittagspause!

Was jetzt passiert ist unglaublich. Wir lernen einen um die Welt gebummelten Hydrogeologen kennen, mit dem wir uns zwei Stunden über Geomorphologie und Co. unterhalten. Und über die deutsch-deutsche Grenze. Nach dem Verzehr leckerer Wildbratwürste wandert er mit seinem Hund Othello noch einige Kilometer mit uns. Diese Wanderung wird zum Highlight der Tour: Wir erkunden einen Schleusertunnel, durch den DDR-Spione in den Westen gelangen konnten. Ich bin fix und fertig, als ich diese Anlage, die man als Wanderer niemals so interpretieren würde, sehe. Deutsche Geschichte hautnah. Und wir mittendrinn. Ich bekomme Gänsehaut…

Auf einem alten Heeresweg, der schon vor einigen hundert Jahren befestigt wurde, gelangen wir nach Wohlmuthausen. Vorher fotografiere ich noch die unscheinbare Sandsteinbrücke, die mindestens 500 Jahre auf dem Buckel hat. 7 Kilometer später erreichen wir mit tollen Aussichten die Hohe Geba.

Erkenntnis des Tages: Es gibt in der Rhön noch so viel zu entdecken. Und es gibt Typen, die man nicht kaufen kann. Und das ist gut so!

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