Ein gesalzener Tag
Es gibt Tage, da dreht sich alles nur um ein Produkt. Oft eher unfreiwillig. Und am Donnerstag, ausgerechnet dem 13. (Dezember) war das in unserem Hause das Salz. Leider nicht in der Suppe…
Vier Tage und Nächte hat es nun geschneit. Und zwar heftigst. Von früh bis spät räume ich den Schnee zur Seite. Mal per Hand, in schwierigen Fällen mit Ludger. Ludger – so heißt nämlich unsere Schneefräse. Eine kleine Hommage an den befreundeten Metzger Ludger Freese aus Visbek.
Nachdem es nun zum ersten Mal seit Tagen nicht schneit, sehe ich -handlungsunfähig in einer wichtigen Planungsbesprechung sitzend – zwei meiner Mitarbeiter mit kleinen grünen Eimerchen über den Hof laufen. Und sie streuen fleissig Salz. Nein. Sie streuen es nicht. Sie ordnen es eher häufchenweise an. Das sehe ich aber erst später. Und wenn völlig unnötig Salzhaufen gesetzt werden, das raste ich aus. Jetzt liegt dieser Dreck überall rum und verteilt sich fleissig im Haus. Ich denke da auch an die Mitarbeiter, die das wieder putzen müssen. Zufälligerweise sind es nie die gleichen, die diese Salzpampe ausbringen. Ich bin immer noch sauer und schule jetzt auch noch „Winterdienst“. Und teilweise muß das Salz zur Freude der „Streuner“ wieder aufgekehrt werden. Also mal ganz ehrlich: So kriegen wir einen Gastro-Vormittag auch rum. Auch ohne Schneefall. Und ohne Gäste 😉
Am Mittag kommt dann mein Rhöner Humor wieder raus als ich in der Küche frage, ob es nicht zum Teamessen – sozusagen als Höhepunkt des gesalzenen Tages – irgendein gutes Stück Fleisch in der Salzkruste gibt. Leider bekomme ich darauf keine Antwort. Was ich aber bis dahin nicht wusste – der Höhepunkt wird noch kommen. Allerdings erst am Abend…
Und der ist hart für mein Küchenteam. Wir haben zwei verschiedene Gruppen im Haus. Und viele Ernährungs-Sonderfälle. Das muß gut sortiert sein. Normalerweise für uns kein Problem. Doch heute kommt es geballt : Alkfrei, Mehlfrei, Laktosefrei, Schweinefrei, Vegetarier, Veganer und wahrscheinlich auch noch der letzte Mohikaner. Ich habe leider die Übersicht verloren und verlasse die Küche. Meine Leute haben das schon im Griff. Haben sie zum Glück auch. Bis auf eine „Kleinigkeit“ – die zum Glück die Allergiker nicht betrifft. Denn vertauschtes Essen kann hierbei übel ausgehen.
Plötzlich kommt Regina mit zwei nur angegessenen Tellern Karthäuserklöße zurück (auf dem Dessertteller oben links in Vanillesoße). Ich sehe das und frage verwundert, was denn da los sei. „Die Gäste sagen, die schmecken salzig!“ Wie bitte? Salzig??? Das ist doch eine Zimt-Zucker-Mischung drumrum! War es aber heute Abend leider nicht. Die Mischung bestand aus Zimt und SALZ. Oh mein Gott! Jetzt ist der Höhepunkt des Tages erreicht und ich gehe gleich durch die Decke!
Jetzt fehlt mir meine Packung „Passierte Tomaten“ die für solche Fälle auf dem Büroschreibtisch steht. Dann denke ich daran, das es einfach „Passiert“ ist. Und ich es eh nicht ändern kann. Aber im Büro bin ich gerade nicht. Zum Glück renken wir diesen Fauxpas wieder ein – aber peinlich ist es trotzdem. So schnell werde ich ihn nicht vergessen, den gesalzenen Tag im Dezember…