Die Geschichte der Schäferwagen-Wiese
Schäferwagen-Bauer Bernd Wonner hat gerade den insgesamt siebten (7.!) Schäferwagen (Bild) angeliefert. Und läuft über meine Obstwiese. Plötzlich sagt er: „Jürgen, was du da hast, ist wirklich einmalig! Ich meine das ernst. Diese Charaktere an Schäferwagen…“
Und Bernd muß es schließlich wissen. Denn immerhin baut er einen Schäferwagen nach dem anderen. Und kennt auch andere Locations, die Übernachtungen im Schäferkarren anbieten. Ich antworte meinem Schäferwagen-Spezialisten: „Du Bernd, das liegt sicher daran, das diese Wiese mit den Schäferwagen „lammsam“, aber emotional gewachsen ist. Und nicht einfach so aus dem Boden gestampft wurde“. Dieses Gespräch hat mich heute morgen ermuntert, endlich die wahre Geschichte unseres „Schäferwagen-Hotels“ zu erzählen – eine kleine, schaafe Chronologie mit etwas Ironie…
November 2000: Erstmals habe ich die Idee, den alten Schäferwagen meines Rhönschäfers Dietmar Weckbach als Übernachtungs-Attraktion auf unsere neue Obstwiese hinter der Schau-Kelterei zu stellen. Ich ernte in meinem Team nur Gelächter, Unverständnis und Kopfschütteln. Einer meiner Leute (heute natürlich nicht määhr da) tippt auf seinem Handy sogar die Nummer jener Leute ein, die dann mit einem weißen Kastenwagen kommen, weiße Kittel tragen und dir ebenso einen Kittel verkehrt herum anziehen und dich in dem weißen Kastenwagen mitnehmen…
August 2001: Freunde von mir haben reserviert. Aber es ist kein Zimmer mehr frei. Und es war mein Fehler. Plötzlich ist die Schäferwagen-Idee wieder da. Ich hole den Wagen beim Schäfer und meine Freunde sind begeistert. Der Wagen bleibt auf der Wiese…
September 2003: Ein Hoteliers-Kollege aus Oberbayern will mich bei Amnesty International anzeigen, da in solch einem Wagen weniger Platz sei als in den berüchtigsten Gefängnissen der Welt. Tatsächlichlich ist es so, das die Gäste aus dem historischen Schäferwagen morgens beim Frühstück bei den anderen „normalen“ Hotelgästen einen gewissen Heldenstatus haben. Denn viel Platz ist wirklich nicht…
Juni 2005: Der zweite, wesentlich größere Schäferwagen kommt. Gebaut von Tom Hein aus Tüßling. Mein Gott, mein erster eigener Schäferwagen! Wird immer etwas Besonderes sein. Er ist dunkelblau angestrichen und besitzt sogar einen absenkbaren Tisch. Lange habe ich mir damals durchgerechnet, ob sich das auch wirklich lohnt. Und bin zu keinem Ergebnis gekommen. Der Spaßfaktor hat wieder einmal entschieden…
Juli 2009: Schäfer Weckbach benötigt seinen Wagen für die Produktion des ARD-Schnulzenfilms „Die Schäferin“ mit Schauspielern, die ich nicht kenne weil ich eben kein Fernsehen glotze. Sondern lieber Blöks schreibe…
Oktober 2009: WollNess statt Wellness! Unsere Schäferwagen-Sauna (gebaut von Bernd Wonner aus Hainsfarth) ist da. Und ich teste sofort nach einem anstrengenden Keltertag dieses neue Erlebnis. Und stelle fest: Es wart die richtige Entscheidung, in eine Holzofen-Schäferwagen-Sauna statt in einen Wellness-Bereich zu investieren. Der Spaßfaktor siegt erneut…
März 2010: Es nervt. Immer wieder wird der alte historische Schäferwagen wegen irgendwelcher Events oder TV-Aufnahmen (die alte Kiste wird jetzt berühmt!) auf dem Schäferhof von Dietmar von ihm abgeholt. Die Transportierei tut dem Wagen auch nicht gut. Ich entscheide ich mich für den Kauf eines neuen Schäferwagens, da der alte Wagen nicht immer verfügbar ist. Diesmal ist es sogar ein Dreibett-Wagen…
Oktober 2010: Mein Schäferwagen-Bauer Bernd bietet mir einen schnuckeligen Kinder-Schäferwagen an. Der war vorher auf der Landesgartenausstellung in Baden-Württtemberg. Ich kann nicht wiederstehen. Obwohl er kleiner ist, als ich gedacht habe…
Juli 2011: Die Nachfrage nach Übernachtungen in unseren zwei (und manchmal auch drei) Schäferwagen steigt. Wir entschliessen uns für die Anschaffung von Nummer 5. Gebaut wieder von Bernd Wonner…
September 2011: Die Nachricht, das mein Schäfer Weckbach seinen historischen Wagen nun nicht mehr hergeben will, macht mich traurig. Denn solch ein wirklich alter Wagen ist das Highlight eines „Schäferwagen-Hotels“. Aber der Zufall kommt uns zu Hilfe: Bernd Wonner findet einen uralten, historischen Wagen. Der aber leider absolut sanierungsbedürftig ist. Matze, der Mitarbeiter von Bernd macht sich an diese Herkulesaufgabe. Mit Freude und Leidenschaft. Er renoviert ihn liebevollst. Dieser hellblau angestrichene Oldtimer ist jetzt ein echter Hingucker auf unserer Wiese.
März 2012: Wir beginnen mit dem Bau der „Schafsbrause“. Das ist eine Sanitäranlage direkt an der Obstwiese. Mit Duschen, Toiletten, Waschgelegenheit und Heizkörper zum Trocknen nasser Handtücher. Exklusiv für die Schäferwagen-Gäste. Den Namen haben wir übrigens mittels einer äusserst spaßigen Facebook-Abstimmung ermittelt. Die Schafsbrause kommt in schnuckeliger Schäferwagen-Optik daher und ist ein echter Hingucker.
10. April 2012: Der siebte Schäferwagen ist da! Und wieder ist dieser Wagen anders als die sechs vorhandenen. Er ist rot angepinselt und besitzt einen kleinen Bollerofen. Und kann daher auch über die kalte Jahreszeit genutzt werden.
Jetzt ist aus diesere ver-rückten Idee aus dem Jahr 2000 ein kleines, exklusives Schäferwagen-Hotel entstanden. Ein Hotel im Hotel. Außergewöhnlich. Anders. Aufregend. Authentisch. Mit hohem Spaßfaktor. Für alle Beteiligten.
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: „Wenn Dich alle für Deine Ideen auslachen, dann bist Du auf dem richtigen Weg!“