Zweitausendfünfzehn

Verfasst am 01.01.2016 von

Mal ehrlich – bei dem gesamten Gedöns um den Jahreswechsel ändern sich doch höchstens die Bilanzen einiger Knallerfabriken und natürlich die der Prickelbrauseproduzenten. Ansonsten bleibt doch alles beim Alten, oder? Wirklich? Mein Rückblick nach vorne…

Ich pflege so meine Rituale und finde sie wichtig. Zum Jahresende blicke ich auf die letzte Woche zurück auf das nun vergangene Jahr. Und in der ersten Woche des neuen Jahres ist mein Blick nach vorne gerichtet. Auf das Jahr 2016.

Also heute (siehe Titel) der Blök durch den Rückspiegel: Das Jahr 2015 war echt heftig. So heftig, das ich erstmals als Aktivist auf einer Demo war. In München. Und dabei ging es MIR nicht um den Mindestlohn oder gar die Dokumentation der Arbeitsstunden. Nein! Es ging mir persönlich darum, den Bürokratie-Waaaahnsinn für kleine und mittlere Unternehmer zu stoppen. Ein „normaler“ Wirt kommt heute (wenn er sich an alle Richtlinien, Verordnungen, Gesetze & Co. hält) gar nicht mehr zum Kochen. Wahrscheinlich hält sich nur der Schachtelwirt daran. Schachtelwirt? Ja, so nennen die Österreicher den Schnellimbiss von Mc Donalds. Aber die kochen ja auch nicht.

Wahrscheinlich kochen einige „richtige“ Wirte nur, weil sie eben nicht den kompletten Ordner zum Thema „Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz“ der Berufsgenossenschaft ausgefüllt haben. Der größte Schwachsinn übrigens seit es Arbeitsplätze gibt. Und diese Wirte riskieren richtig deftige Strafen, deftiger noch als jede Bockbierhaxe die sie in den Ofen schieben. Wahre Helden des Gastroalltags sind das. Die machen das weil sie das Kochen geil finden und ihren Gästen nicht den Füllstoff der Fertigfutter-Branche (sog. Convenience-Food) auftischen.

Das ist großartig. Aber unsere Branche kämpft. An allen Fronten. Mäßiges Image, keine Azubis, Investitionsstaus, miese Stimmung…

Wir hier in krenzers rhön wollen das nicht. Wollen eine andere Welt. Unsere Welt. Dafür tun wir auch was. Wir investieren (zum Beispiel in 2015 nach nur 5 Jahren in ein neues Konzept für unser Rhöner ApfelSherryTheater (R.A.S.T.) oder für die Neugestaltung unserer Zimmer. Wir investieren in unsere tollen Mitarbeiter und auch in unsere Lieferanten und deren Produkte. So haben wir im Frühjahr konsequent auf Rhöner Bio-Freiland-Schweinefleisch umgestellt. Ein Schritt, der richtig Geld kostet. Gut investiertes Geld. Haben wir bisher nur suboptimal kommuniziert. Auch das wir ein zertifiziertes Bio-Komponenten-Restaurant betreiben wissen wohl eher nur Insider.

Diese Investitionen kosten Geld. Viel Geld. Und das fällt leider auch in krenzers rhön nicht vom Himmel. Und deshalb müssen wir auch einige Preise erhöhen. Ja genau: Erhöhen! Nicht anpassen, wie ALLE immer schreiben. Denn: Wir haben auch unsere Qualität erhöht. Und nicht nur angepasst. Das schmeckt nicht jedem Gast. Verständlich. Und deswegen ist das Jahr 2015 für uns auch nicht das zehnte Rekordjahr in Folge. Und das ist auch gut so. Durchatmen. Neu ordnen. Prioritäten setzen. Gäste verlieren. Neue Gäste gewinnen. Stammgäste verärgern. Spontangäste begeistern. Das volle Programm. Der ganz normale Wahnsinn.

Dabei sind wir auch in 2015 immer dabei gewesen uns selbst neu zu erfinden. Haben wir auch getan. Unsere alkoholfreien Bio-Streuobstwiesen-Seccos knallen völlig zu recht durch die Decke. Der heftigen Apfelernte und dem Dialog mit meinen Kindern sei Dank. Denn jetzt ist auch für Kids eine ApfelWeinVerführung in krenzers rhön ein Erlebnis. Oder für Schwangere. Oder für Abstinenzler. Oder…

Wir haben auch in 2015 alles dafür getan das die Institution Wirtshaus auf dem Dorf bleibt, lebt und sich weiterentwickelt. Traditionen bewahren, Neues erfinden, beides miteinander verbinden und… inszenieren! Das ist uns wieder einmal gelungen. Und darauf sind wir schon ein wenig stolz.

Denn irgendwann, wenn der letzte Land- und Dorfgasthof für immer geschlossen hat, wenn auch der letzte Kommunikationsmittelpunkt ohne Smartphone Geschichte ist, wenn die letzte selbstgemachte Markklösschensuppe ausgelöffelt und die letzte Halbe Kellerbier vom Dorfbrauhaus für immer leer getrunken  ist dann  – ja erst dann – werden die Menschen merken das weder eine Tanke noch Mc Doof oder ein Filialbäcker das Wirtshaus ersetzt…

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