Wieviel Brötchen esse ich morgen?

Verfasst am 31.08.2015 von

Es ist Freitag, der 21. August 2015. Um 21.45 sitze ich mit meiner Frau in Escherndorf am Main. Im Biergarten der wunderbaren Camping-Gaststätte. Wir holen uns einen Bocksbeutel Frankenwein und sind sowas von entspannt. Plötzlich beginnt am Nebentisch eine Diskussion. Das Thema ist unfassbar spannend. Und fasziniert mich: Wieviel Brötchen esse ich morgen?

Am Nebentisch sitzen vier Reisemobilisten. Das sind – ganz im Gegensatz zu uns – meist Menschen im Rentenalter. Generation Silberlocke. Die jetzt Zeit haben mit einem Häuschen auf Rädern das Land zu bereisen. Und die Gaststätte des Campingplatzes bietet einen sogenannten „Brötchenservice“ an. Man trägt sich in eine Liste ein und kann am nächsten Morgen die Brötchen abholen. Ja – und jetzt diskutieren die vier Mobilisten wieviel Brötchen sie morgen essen wollen. Und zwar eine halbe Stunde lang. Ich genehmige mir erst einmal ein Glas Grauburgunder und weiss: Das ist DAS Thema für meinen nächsten Blök!

Mit meiner Frau diskutiere ich nun über die Brötchen-Diskutanten. Ich: „So ein Schwachsinn, ich weiss doch gar nicht ob ich morgen früh überhaupt Lust auf Brötchen habe! Und vielleicht kann ich ja gar kein Brötchen mehr essen. Morgen früh. Weil ich gar nicht mehr lebe.“ Sie: „Du isst überhaupt keine Brötchen. Jedenfalls hast du das in den letzten 18 Jahren nicht getan. Und weiter: „Zumindest rechnen diese Menschen damit das sie am nächsten Tag noch Brötchen essen können.“ Ich: „Sind halt Optimisten!“ Bevor unser Dialog nun Stammtischniveau erreicht brechen wir ihn dann doch lieber ab.

Denn mir geht es um etwas ganz anderes. Nämlich um unsere Planungen und um unsere Zeit. Gerade jetzt in der Urlaubszeit steht Planung ganz oben auf der Agenda. Was machen wir heute? Und was morgen? Schnell noch die Rahmenbedingungen wie Wetter und/oder Öffnungszeiten checken. Oft sind Urlaubstage komplett durchgeplant. Sie sind ja auch wertvoll. Und deshalb plant man sie minutiös. Und zwar schon im Vorfeld. Überlegen Sie mal, wieviel Zeit Sie in die Planung Ihres Sommerurlaubs gesteckt haben. Von „Wie kommen wir zum Flughafen?“ über „Um wieviel Uhr kommen wir im Hotel an und was können wir an diesem Tag noch machen?“ bis „Welche Restaurants sind empfehlenswert?“ Mal ehrlich: Da geht schon einiges an Zeit drauf. Und das ist ja auch okay so.

Aber…

Urlaub ist ja nur ein Bruchteil unseres Lebens. Wohlgemerkt ein schöner Teil. Klar. Warum denken so viele Menschen nicht darüber nach was sie mit ihrem Leben anstellen wollen? Da wird vieles doch dem Zufall überlassen. Obwohl -ist ja manchmal auch nicht schlecht. Aber immer? Eines meiner Lieblingszitate ist „Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum!“ Es kann schon sein, das die Menschen, die mit einem klaren Plan durchs Leben laufen womöglich an den tollsten Chancen des Lebens vorbeigehen. Wie eben jene Touristen, die mit Tunnelblick auf die Restaurantempfehlung des Reiseführers zusteuern und die wunderschöne kleine Gaststätte mit fantastischem Essen in der Seitenstraße nicht wahrnehmen. Schade, oder?

Ich will einfach mal zum Nachdenken anregen das wir schon Ziele in unserem Leben brauchen. Manchmal auch Visionen. Doch für viele Menschen ist eben das Erreichen des Rentenalters das Ziel. Oder eben – wenn sie dieses Ziel geschafft haben die zweite wichtige Herausforderung im Leben: Wieviel Brötchen esse ich morgen?

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