Was kostet denn ein Apfelbaum, Herr Krenzer?

Verfasst am 13.11.2012 von

Nach einer recht aufwändigen Recherche, was denn überhaupt so ein Apfelbaum kostet bin ich auf ein überraschendes Ergebnis gekommen. Sollte ich dies veröffentlichen, dann wird wohl niemand mehr einen Apfelbaum pflanzen. Das ist wahrscheinlich genauso wie das Kinderkriegen. Wenn wir vorher wüssten, was ein Kind bis zum 20. Lebensjahr kostet – dann wären wir wahrscheinlich längst ausgestorben…

Die „Geburtskosten“ eines Apfelbaums bewegen sich zwischen 50 und 110 Euro. Ich möchte aber schon die Premiumvariante. Also 110.-. Mit Wühlmausschutz, Edelkastanien-Pflöcken (die halten auch 20 Jahre) und alter bewährter Apfelsorte (natürlich Hochstamm, einer von ganz guten Eltern). Inklusive Pflanzung. Jetzt steht der Baum ja nicht alleine da – sondern auf einer Streuobstwiese. Gehen wir einmal davon aus, daß diese ca. ein Hektar groß ist. Dann passen da bis zu 100 Hochstämme drauf – ich kalkuliere jetzt mal mit 80. Das ist realistischer. Die Wiese muss ja auch bewirtschaftet werden – dass nennt der Streuobst-Experte „Unternutzung“. Und die ist wirklich teuer. Das ist wie bei einem Kind die ganze „Infrastruktur“ wie z.B. KiTa etc. . Mähmaschinen-Einsatz für ein Hektar kostet ca. 150.- . Dazu kommt der Arbeitslohn. Zweimal hintereinander mulchen und dann den Mulch auf die Baumscheibe geben – das ist zeitaufwändig. Wir berechnen 12 Stunden Arbeitseinsatz a‘ 32 Euro die Stunde. Das sind 384 Euro. Macht zusammen 534.-  . Das muss mindestens zweimal im Jahr erfolgen – macht dann also 1.068 Euros. Die „Unternutzung“ in Ermangelung von Rindviechern oder Schafen kostet also pro Baum ca. 15 Euro. In 20 Jahren wären das dann 300 Euro.
Und hierbei fehlen noch die Baumschnitt- und die Erntekosten. Letztere lasse ich mal außen vor – denn das ist nach Art der Beerntung sehr unterschiedlich. Am günstigsten (und qualitativ am hochwertigsten) wird es, wenn man wartet bis die Äpfel von alleine fallen. Aber wer nimmt sich schon so viel Zeit?
Jetzt hat beim Baumschnitt auch jeder „Baumschneider“ seine eigene Philosophie. Zweimal im Jahr, einmal im Jahr – oder nur alle sieben Jahre. Ich kalkuliere mal mit einem Mittelwert von 10.- pro Baum per Anno. Macht in 20 Jahren auch 200 Euros.

Nach 20 Jahren hat ein junger Baum auf einer vorbildlich gepflegten Streuobstwiese mindestens 610 Euro an Kosten produziert. Und dabei ist noch nicht einmal die Häckerarbeit für eine Baumscheibe kalkuliert. Oder die Ersatzpflanzung, falls er nicht „durchkommt“. Und stellen Sie sich vor, sie hätten 80 Bäume gepflanzt. So wie ich in 1996. Dann sind sie jetzt bei knapp 50.000 Euro.
Nun, ab Jahr 20 beginnen allerdings auch ernsthafte Ernteerträge. Wenn ich also mein Obst an mich selbst liefere (was ich ja auch tue, da der Krenzer mit 15 Euro pro 100 kg gut bezahlt) dann fallen durchschnittlich pro Jahr pro Baum 75 kg Äpfel an. Macht insgesamt immerhin 6.000 kg und das bringt exakt 900 weiche Euro. Na immerhin!
Übrigens: Wer seine Kinder richtig beobachtet und aus seinem Erziehungsauftrag die richtigen Schlüsse zieht – der hat auch ein Return on Investment. Garantiert!

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