Von Dealern & Junkies

Verfasst am 29.01.2012 von

Nachher geht es zum Deutschen Hotel-Kongress nach Berlin. Aber ich habe wenig Bock auf einschläfernde Grußworte und jammernde Kollegen in C&A-Anzügen. Denn gerade im Moment wird unlimitiert lamentiert. Selbst schuld, sag ich da nur. Hierzu eine kleine Geschichte. Wenn sie gefällt, dann vielleicht auch nochmal als provozierende Kolumne in der AHGZ (Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung)…

Am Anfang war es für Hermann nur ein Test. Neugierde. Anfixen nennt man das in der entsprechenden Fachsprache. Es machte Spaß und er erhöhte die Dosis. Nach und nach. Den Stoff für seine Träume bekam Hermann zu soliden Preisen aus zuverlässiger Quelle. Und bald erhöhte er die Dosis – bis hin zur vollkommenen Abhängigkeit.

Das ging ihm nicht alleine so. Oft trifft er sich mit anderen Junkies zum Erfahrungsaustausch. Und irgendwann plaudert jemand gegenüber den Dealern aus, was im Schnitt in diesem Land für den Stoff bezahlt wird. Wesentlich mehr als Hermann und die Kollegen selbst ausgeben. Auch nicht dumm, korrigiert der bisher seriöse und von allen geliebte Dealer die Preise nach oben. Zum Entsetzen von Hermann und den anderen Junkies. Sie fassen es nicht! Sehen erst jetzt, in welche Abhängigkeit sie sich begeben haben. Und jetzt, wo der Körper schon ruiniert ist, kommt auch bald das finanzielle Aus.

In ihrer Verzweiflung schließen sie sich zusammen und prangern die Dealer in den neuen Medien an. Wollen diese Kleinkriminellen boykottieren. Zumindest für kurze Zeit. Aber selbst die haben viele ihrer Junkie-Kollegen nicht. Die würden ohne den Stoff sofort elendig verrecken. Und die aus Hilflosigkeit angezettelte Medienkampagne wird zum Rohrkrepierer. Das Umfeld von Hermann und Co. ist entsetzt. Entsetzt über die Lebensgewohnheiten dieser immer als bieder und langweilig wahrgenommenen Menschen. Und sie wenden sich fremdschämend ab. Suchen Kontakte zu den Menschen, die noch nicht im Junkie-Dealer-Mechanismus vollends verkommen sind. Das wird allerdings ziemlich schwierig. Hermann und seine Freunde begreifen jetzt erst, das sie jahrelang ein Monster gefüttert haben. Und jetzt von diesem Monster gefressen werden. Na dann, Guten Appetit!

Und die Moral aus der Geschicht‘: Verlerne selbst das Dealen nicht!

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