Stammtisch beim Neder

Verfasst am 13.07.2025 von

„I wasch mei Auto ned. Wenn’s dreggich is, kauf i mer a Neis!“ (O-Ton vom Neder-Stammtisch)

Mein erster Besuch beim Neder, die Brauerei-Wirtschaft und Kult-Location in Forchheim/Oberfranken datiert aus dem Jahre 2012. Damals mit unserer legendären deutsch-belgischen Bier-Fachexkursionsgruppe on tour. Da diese Touren (seit 2006 bis heute sind wir in ganz Europa, aber am liebsten in Franken und Belgien unterwegs) eine bierernste Sache sind, wir auch immer ein Protokoll dazu erstellt. Hier der Auszug von damals, sehr lesenswert 🙂 

Alles geschlossen. Es hilft nichts, also zurück vom Kellerwald zum Neder: Wir verkosten nun ein „Klassik“ (Flasche, 4,9%), ein weiteres Export (vom Fass, wie am Mittag) sowie das Kellerbier des Hauses (ebenfalls Flasche, 5,2%). Nachdem am Tisch die Bereitschaft, noch etwas zu Verspeisen in knappen Worten bestätigt wird: „Es sind noch 6 Stück da!“ (Bedienung). „Was, Weiber?“ (anonymisiert). „Würstchen!“ (Bedienung). „Naja, mit ner Knoblauchwurst machst Du um die Uhrzeit nix mehr verkehrt!“ (Krenzer), nimmt dass Diskussionslevel allmählich Stammtischniveau an. Nachdem Krenzer im Vorjahr bereits den Euro abschaffen wollte (vor allem via Twitter), verkündet er nun seine neueste Weisheit hinaus in die (multimediale) Welt: „Das Saarland ist mehr wert als Griechenland!“ Norbert wundert sich: „Was bringt das, wenn Du das postest?“ Krenzer: „Was bringt das, wenn Du das Bier auch noch in dich reinschüttest?“ Norbert: „Es schmeckt!“ Klüh: „Dann musst Du ein anderes haben als ich!“

Beim Neder in Forchheim gibt es nicht nur Stammtischniveau. Es gibt sogar noch Stammtische. Und alles schaut aus wie vor 70 Jahren. Es gibt nur ein Bier vom Faß. Und dieses Faß steht auf der Theke. Das nennt man „Bayerischer Anstich“. Funktioniert auch bei Stromausfall. Denn neulich gab es einen mehrstündigen Blackout in Forchheim. Beim Neder kein Problem. Und zudem wird nur Bargeld akzeptiert. Das sortiert die Kundschaft, soll heißen: keine Hipster. 

Dein Essen aka Brotzeit kannst du gerne selbst mitbringen. Und es ist unglaublich, wie das so manches mal zelebriert wird. Einmal in der Woche kommt ein ganz besonderer Stammtisch, da wird dieser zum Büffet. Wenn die Frauen ihre alten Männer sehen würden, wie liebevoll die ihre Viktualien drapieren, dann dürften die zu Hause jeden Tag (in der Küche) ran. 

Bei uns in der „Krone“ gab es früher auch Stammtische. Und natürlich Frühschoppen. Und eine Hackordnung. Alles vorbei. Ich habe es als Kind noch erlebt. Deswegen fühle ich mich beim Neder in Forchheim so wohl. Vorwärts in die Vergangenheit.  

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