Familien RhönWandern a‘ la Krenzer Teil 2

Verfasst am 26.11.2015 von

Ja, endlich geschaaft! Nach sage und schreibe 3 Jahren und 3 Monaten kommt endlich der zweite Teil dieser besonderen Wander-Geschichte. Denn im Juli 2012 entschliessen sich die Krenzers zum Abschluss ihrer vierwöchigen Sommer-AusZeit zu einer Wandertour durch die eigene Heimat. Weil wir die Rhön lieben. Und genau dort immer besonders viele und besonders emotionale Erlebnisse haben…

Experimentelles Rucksack-Babyjogger-Wandern mit Frau und drei Kindern – damals 4, 8 und 12 Jahre jung. Im ersten Teil des FamilienWander-Blöks laufen wir vom Parkplatz Schwedenwall über den Himmeldunkberg zum heiligen Berg der Franken – dem Kreuzberg. Und genießen dort oben einen wunderbar-lauen Sommerabend. Der Kreuzberg ist für mich ein echter Kraftplatz. Es tut immer wieder gut hier oben die Nacht zu verbringen. Oft auch bei Sturm, Regen und Schnee…

Bevor alle wach sind, steige ich die paar Meter zum Kreuzberggipfel auf und genieße diesen wunderbaren Morgen. Jeder Morgen ist ein Geschenk. Aber ein Morgen auf einem Berg ist ein geschenktes Erlebnis. Das Frühstück im Kloster ist solide und gut. Jetzt schnell nach Hause – einige geschäftliche Dinge klären. Dann geht’s weiter zur Schornhecke. Unsere Bürofee Manuela fährt uns praktischerweise dorthin. Denn heute laufen wir einen großen Teil der sagenumwobene Hochrhöntour von der Schornhecke bis zum Schweinfurter Haus. Na dann mal los!

Hoch geht’s zum Heidelstein, 916 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Was für eine Aussicht – und zudem ist das Stück vom Gipfel herunter zum Basaltsee absolut geeignet zum Barfußlaufen. Genau – laufen ohne Schuhe und Socken. Dafür benötigt man nämlich keine teuren Barfuß-Schuhe… Am Basaltsee entdecken wir die Rhönschafe unseres Schäfers Josef Kolb die in der Mittagshitze dösen.“Ja, die machen es richtig!“, meinen meine Kinder mit erhobenen Zeigefingerchen. „Nur wir menschliche Trottel laufen bei diesem Wetter noch umher“, ist die ausnahmsweise mal einstimmige Meinung des Mäxe-Trios. Zur Entschädigung und Beruhigung gibt es am Basaltsee eine Bratwurst vom Holzkohlegrill und ein Kaltgetränk. Und weiter geht’s nach dieser Stärkung Richtung Thüringer Hütte. Zur nächsten Stärkung. Unsere Kinder können wir dank der dort erhältlichen Riesen-Windbeutel mit Eiskrem noch gut motivieren. Die Landschaft ist traumhaft. Nach über 3 Wochen „Wildwetter“ (also Regen, Nebel, Kälte) ist es jetzt extrem heiß. Die richtige Zeit, die Heuernte auf der Hochrhön einzubringen. Und das erleben wir gerade. Wie das duftet! Und dann laufen wir Richtung Ilmenberg. Gleich geht es wieder bergab. Einmal kurz ums Eck und dann – diese Aussicht. Schon wieder! Auch ein gestandener „Rhönese“ kann sich hier nicht sattsehen. Rother Kuppe mit Aussichtsturm, das Streutal, die Lichtenburg die über Ostheim thront und ganz weit im Osten der Thüringer Wald. Einfach heeerlich!

Gleich sind wir da. Die Thüringer Hütte mit ihrer guten Gastronomie wird uns jetzt gut tun. Die Leberknödelsuppe ist sensationell. Das sage ich auch dem Hüttenwirt beim Abräumen. „Kannst gerne noch eine haben!“ höre ich. Klaro, mach ich. Ach – wie einfach und schön ist das Leben in der Rhön. Wir laufen weiter zum Schweinfurter Haus – unser Tagesziel. Einige Tische vor der Hütte werden von einigen Seminargästen des benachbarten Rhön-Park-Hotels okkupiert. Unglaublich, welches dummes Zeug manche Menschen bei Kaffee und Kuchen reden. Ob der Hüttenwirt da irgendwas reingemacht hat? Es fällt auch nicht leicht, sich am Nebentisch solchen Gesprächen zu entziehen. Du kannst einfach nicht weghören…

Den Abend lassen wir mit einem leckeren Schnitzelessen ausklingen. Und sind jetzt ganz alleine hier. Auch die Wirtsleute sind weg. Und während unsere drei Mäxe in der großen Ferienwohnung endlich mal wieder in die Glotze schauen dürfen köpfen Sylvi und ich auf der alten Bank vor dem noch älteren Forsthaus eine Flasche Franken-Silvaner. Um anschließend draußen auf der Bank einzuschlafen. Wie herrlich…

Die Nacht vergeht daher wie im Flug – der Morgen am Schweinfurter Haus ist ein ganz Besonderer. Alles ruht. Auch unsere Kinder noch. Glauben wir. Wir machen uns auf den Weg, die Geheimnisse des Gangolfsbergs zu erfahren. Unsere Wirtsleute sind gerade gekommen und richten trotz Ruhetag derweil das Frühstück. Dann sind sie wieder weg. Den freien Tag genießen. Leeeecker sieht das aus. Sollen wir wirklich noch loslaufen?
Sylvi und ich erkunden diesen sagenumwobenen Berg – ein echter Geheimtipp der Rhön. So mystisch. Du hast dich da ganz schnell verlaufen. Das hat echt was. Viel zu spät kommen wir aus der Teufelshöhle zurück. Unsere Kinder sind längst schon wach. Das Frühstück findet in der Rhöner Natur statt – und ist sensationell. Solch ein unkomplizierter Kollegen-Service der Familie Bischof begeistert wirklich. Es ist heiß. Sehr heiß. Das merken wir blöderweise erst als wir loslaufen. Gegen Mittag. Suboptimal. Denn unsere Gangolfsberg-Expedition samt Frühstück hat länger gedauert. Und war so wunderschön entspannend. Und Maxine hat jetzt auch ein Gänseblümchen-Kranz im Haar. Geflochten von Maxima. Das dauert eben. Wir laufen los. Es sollte ein echter Rhöner-Hitze-Ritt werden. Immerhin wollen wir ja bis nach Seiferts laufen. Dann mal los…

Und das alles mit Babyjogger. Und Rucksack. Und manchmal mit zwei Kindern drin. Im Babyjogger. Immer wieder ist Motivationspause angesagt. Nur beim Rhön-Park-Hotel nicht. „Du willst da doch nur vorbeilaufen um die nackten Mädels im Saunawiesenbereich zu inspizieren!“ Meine Frau kennt mich scheinbar ziemlich gut! Auf der Rother Kuppe, wo wir zur Mittagszeit einkehren hat keiner von uns trotz Mittagshitze Hunger. Das gefällt der burschikosen Bedienung nun mal gar nicht. Dafür trinken wir doch wie blöd. Zählt eben nicht. Schade…

Weiter geht’s zum Hillenberg. Wieder Pause in der Schloßbergschenke. Bei den Ex-Kollegen Elsesser aus Seiferts. Wieder was trinken. Und Eiskrem. Für mich natürlich nicht. Denn das Rother Bier schmeckt besser als Schöller. Das letzte Stück zum Schwarzen Moor über den Eisgraben zieht sich. Schon wieder kurze Pause an der Eisgrabenhütte. Meine Frau jetzt als Motivatorin. Kekse auspackend. Ich entnervt. Doch irgendwann erreichen wir den Wasserfall. Und bevor es ein paar Tropfen regnet (warum auch immer) mache ich eines meiner Lieblingsbilder – siehe oben…
Jetzt hätte ich Lust mich unter den Wasserfall zu stellen. Die „Location“ ist einfach sensationell. Aber wir müssen weiter. Immer weiter. Langsam wird es zur Tortur. Beim Anblick des verfallenen Rhönhofs zwei Kilometer weiter habe ich nun ein echtes Tief. Es kommt Wehmut auf (siehe Babyjahr- Tagebuch vom Oktober 2008). Was habe ich da mit meinen Partnern, den Kolb-Brüdern von 1995 bis eben 2008 Herzblut hineingesteckt. Jetzt ist der Hof endgültig verfallen. Wahrscheinlich für immer. Eine der schönsten Lagen im Biosphärenreservat Rhön. Ich fasse es bis heute nicht.

Nochmal Motivationspause – und dann nochmal zwei Kilometer bis zum Schwarzen Moor. Bionade in Bionade-Liegestühlen aus denen keiner mehr raus will. Doch – die Currywurst wird ausgerufen. Essen und Trinken ist jetzt die einzige Motivation die alle noch bei (Wander)Laune hält. Spontan entscheiden wir nicht mehr bis nach Seiferts zu laufen. Sondern den kürzeren Weg nach Birx zu nehmen. Dort gibt es noch zwei Wirtshäuser – und eines hat bestimmt auf. Und außerdem wohnen da zwei langjährige Mitarbeiterinnen von uns. Und unser Haus- und Hof-Taxiunternehmer ist dort auch ansässig. Ergo: Wir kommen schon irgendwie nach Hause. Und das letzte Stück läuft sich echt entspannt. Abendsonne, gelbrötlich glänzende Steinwälle, warmer Wind ins Gesicht – und die Aussicht auf ein malzig-hopfiges Kaltgetränk. So geht Rhön. Schön. Das Wirtshaus ist bald erreicht und wir essen draußen im Biergarten mit Blick auf unser Heimatdorf. Und unser Taxi namens Jens fährt uns den Berg herunter.

Eingestiegen in den VW-Bus fängt unser damals 4jähriges süßes Nesthäkchen Maxine an zu heulen. Richtig zu heulen. Und hört und hört nicht auf. Irgendwann schluchzt sie auf unsere verzweifelte Frage hin heraus, warum sie so heult: Der Urlaub ist jetzt vorbei!

Ende

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