Es ist nicht mehr so wie früher

Verfasst am 22.05.2025 von

Sondern besser!

Donnerstag, 1. Mai 2025, 15.05 Uhr. Das Telefon klingelt und blöderweise gehe ich ran. Obwohl ich mittlerweile weiß, welche Fragen an solch einem Feiertag – erst recht noch bei Bombenwetter – gestellt werden. Genau! Obwohl, eine Frage war es eher nicht. Sondern ein verbaler Überfall. Das kommt bei mir heute nicht so gut. 

„Sie haben doch heute sicherlich ihr Restaurant auf. Wir sind in einer Stunde da. Bekommen wir dann was zu essen?“ Sie hat RESTAURANT gesagt.

 Ich antworte: „Wir haben kein R E S T A U R A N T!“

Sie: „Dann eben eine Gasstätte!“

Ich, bestimmt: „Nein, eine Wirtschaft!“

Sie, schnippisch: „Dann eben eine Wirtschaft!“

Ich denke mir jetzt in Sekundenbruchteilen (telefoniere ja noch mit der jetzt überleicht genervten Dame), wieviel Ignoranz Menschen an den Tag legen, die Hunger haben. Und versuche unser neue (kulinarische) Ausrichtung zu erklären. Jetzt eskaliert es. Denn die Dame will hier essen.  Gut, regional, wahrscheinlich zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis (was immer das auch ist) und schnell (oder in einer Stunde schnell). Und natürlich a la Karte.

Sie: „Also hat sich bei Ihnen etwas verändert. Es ist nicht mehr so wie früher!“

Dann legt sie auf. Die Planschkuh.

Und ja. Es stimmt: Es ist nicht mehr so wie früher. Sondern besser!

Allerdings nur, wenn man sich auf uns einlässt. Und nicht selbst Forderungen stellt, obwohl noch nicht einmal darauf eingezahlt wurde.

Szenenwechsel. Jetzt ist es 22 Uhr und es stehen zwei Frauen mittleren Alters (was immer das auch ist) sehr verpeilt an unserer Rezeptíon. Und halten meine Servicechefin Andrea rund 45 Minuten wegen ihrer Unorientiertheit (haben in einer „Krone“ Zimmer gebucht und hätten von uns einen Rückruf bekommen). Das stimmt allerdings nicht, denn erstens hat von uns keiner zurückgerufen, weil alle im Service und/oder Küche waren und die Vorwahl wohl eher in der Pfalz verortet ist. Egal. Andrea versucht jetzt für die zwei HilflosInnen eine Lösung zu finden. Fährt den Rechnerhoch, telefoniert mit einem Kollegen, der schon im Feierabend ist, checkt den Zimmerplan, schiebt Buchungen hin und her. Das dauert. Und erschafft damit tatsächlich ein freies Zimmer für die beiden Gestrandeten. Sehr geil. Das ist den beiden – mittlerweile ist es 22.45 Uhr – allerdings zu teuer.

Gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon woanders bin.

Leute, überlegt einmal, was wir hier in unserer Branche einfach so ohne Entlohnung machen.

Bei einem Notar, Anwalt oder IT-ler (Übersetzung von IT = Immer Teuer (Danke Patrick B.!) hätte dieser Vorgang jetzt schon knapp 200 Euro gekostet. Das Zimmer ist wesentlich günstiger.

Zum Anwalt oder Notar geht der geneigte Deutsche mit Respekt, Höflichkeit und meist auch mit leichter Demut, warum eigentlich? Zieht sich auch noch gescheit an, während die junge Notariatsassistentin im Military-Outfit rumläuft.  Beim Wirt dreht sich das Ganze und daraus wird Überheblichkeit und Großmannssucht. Finde den Fehler!

Fortsetzung folgt!

Kommentare sind geschlossen.