Es ist einfach PASSIERT…

Verfasst am 15.04.2015 von

Dienstag, 14. April 2015, 14.04 Uhr. Ich stehe im Spielzeugladen im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und kaufe meiner Geburtstagstochter Maxine – gerade 7 Jahre jung geworden – noch ein kleines Geschenk. Ich will zahlen – plötzlich finde ich meinen Geldbeutel nicht. Hektisch krame ich in meinem Rucksack. Der Ladenbetreiber versucht mich zu beruhigen. Zwecklos! Denn ich weiß es genau: Die Brieftasche ist weg! Eine ungeplante Odyssee beginnt…

Dabei fing der Tag in Kassel richtig gut an. Vortrag für ein Gastronomie-Netzwerk im frisch herausgeputztem Schloßhotel Bad Wilhelmshöhe. Vorher noch eine ausgedehnte Laufrunde durch den Bergpark hoch zum Herkules. Ein Weltkulturerbe-Lauf! Etwas zu lang. Mir kommen noch Ideen zum Vortrag – das Frühstück muß daher ausfallen. Aber zumindest habe ich es mir angeschaut. Das sah sehr lecker aus…

Ich habe meinen Vortrag „Mach Dein Ding! extra auf den Vormittag legen lassen damit ich am Nachmittag mit meiner Familie feiern kann. Und meine Maxine hat einen mir besonders sympathischen Geburtstagswunsch: „Picknick auf der Seifertser Rhönklubhütte“. Ich freue mich schon sehr darauf. Zum Abschluss meines Vortrags erzähle ich warum bei mir auf dem Schreibtisch immer eine Packung Passierte Tomaten steht. Denn dieses ungewöhnliche Utensil soll für mehr Gelassenheit sorgen. Denn G e l a s s e n h e i t ist sooo wichtig! Aber sie fehlt uns sooo oft. Ständig passiert etwas worüber wir uns aufregen, ärgern, nachkarten etc. . Und ich habe mir für solche Situationen angewöhnt die Tomatenpackung anzuschauen. Und dann sage ich laut: „Es ist einfach p a s s i e r t !!!

Leider muss ich nach meinem Vortrag auch auf das Mittagessen verzichten um rechtzeitig zum Zug und damit zurück in die Rhön zu kommen. Um 14.01 steige ich aus der Tram 455 am Bahnhof Wilhelmshöhe noch gut gelaunt aus – nicht ahnend, das ich dort meine Brieftasche zur Freude eines Finders habe liegen lassen. Als ich das im Spielzeugladen realisiere ist die Tram schon weg. Ich mit Gepäck in operativer Hektik mit der nächsten Tram hinterher. Vielleicht habe ich ja Glück und der Tramfahrer vor uns findet meinen Geld- und Dokmumentenbeutel. Aber auch die Fahrt durch ganz Kassel und zurück – dann wieder mit der Tram 455 bringt nichts. Ich steige am Königsplatz aus und mache Meldung bei der Kasseler Verkehrsgesellschaft. Dann laufe ich mit vollem Gepäck weiter zum Hauptbahnhof und informiere noch die Polizei. Viel Hoffnung gibt es nicht. Natürlich habe ich dank der Geistesgenwärtigkeit meiner Frau alle Konten und die Kreditkarte sperren lassen. Das Bargeld ist nun mal futsch. Aber noch schlimmer: Die ganzen Dokumente: Personalausweis, Führerschein, Presseausweis, Versicherungskarten, Bankkarten… Oh mein Gott! Da weiss ich ja was ich in den nächsten Tagen zu tun habe…

Um 17 Uhr sitze ich ausgepowert im ICE nach Fulda. Als ich dann eine Stunde später mit dem Auto auf der Rhönklubhütte eintreffe ist meine Familie schon  wieder in Aufbruchstimmung. Tja, wer zu spät kommt… Ich bleibe noch ein wenig hier oben am Dreiländereck sitzen und schenke mir ein Frust-Bier ein. Fotografiere es und setze auf Facebook nachstehenden Post ab:

„Nicht ganz verdientes Feierabend-Bier auf der Seifertser Rhönklub-Hütte nach einem guten und nach meinem Vortrag noch aufregendem Tag in Kassel. Habe nämlich meinen „Geldbeutel“ mit Bargeld, Karten, Ausweisen u.v.m. verlustig gemeldet. Trotz allem was PASSIERT ist bleibe ich gelassen. Habe ich meinen Seminarteilnehmern heute gelehrt. Es hilft nichts, sich über Dinge aufzuregen die in der Vergangenheit passiert sind. Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft und hoffe auf einen ehrlichen Finder…“

Und eines weiss ich gewiss: Es ist gar nicht so leicht, in solch einer Situation gelassen zu bleiben. Ständig könnte ich mich über meine eigene Schusseligkeit ärgern. W a r u m lässt du Depp auch die Brieftasche liegen??? Wie blöd muss man eigentlich sein? Wirst du etwa alt? Schluss! Es hilft nichts. Aber irgendwie ist der Abend gelaufen. Morgen ist ein neuer Tag…

Und dieser beginnt mit der Monatsbesprechung meines Führungsteams. Kopfschüttelnd kommentieren meine Mädels das Missgeschick. Und ich denke mir, es ist doch nur eine Brieftasche. Junge sei froh das du und deine Familie gesund sind. Und das Geburtstagskind gestern trotz deiner Abwesenheit freudestrahlend den Tag genossen hat. Ich werfe mich zur Ablenkung in die Büroarbeit. Um 12.32 klingelt mein Handy.Im Display sehe ich eine mir unbekannte Mobilnummer. Entgegen meiner Gewohnheiten gehe ich ausnahmsweise ran. Eine Frau von der Stadtreinigung Kassel meldet sich. Mein Gesicht hellt sich auf – obwohl sie noch gar nichts weiteres gesagt hat. Und tatsächlich: Zwei Damen von der Stadtreinigung haben meine Brieftasche in einem Mülleimer gefunden! Und es ist (fast) noch alles drin! Hey, das gibts doch nicht! Wir organisieren fix die unbürokratische Übergabe in Kassel und um 16.45 bin ich wieder im Besitz meiner Geldbörse. Gespannt öffne ich sie und stelle fest, das der Finder/die Finderin lediglich am Bargeld interessiert war. Ausnahmsweise und blöderweise war das nicht wenig. Egal. Das Geld ist ja nicht weg – es hat jetzt nur ein anderer. Und ich habe meine Papiere wierder. Ich bedanke mich mit zwei Flaschen ApfelSherry bei den Damen und fahre wieder zurück in die Rhön. Schön…

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