2000 und 3 – Es ist echt zu heiß geworden…
Samstag, 4. August 2018, 21.05 Uhr. Nach einem extrem langen und heißem Bierbrautag in Memmelsdorf bei Bamberg (wo es blöderweise noch ein paar Tacken wärmer ist als hier in meiner Rhön, besonders im Sudhaus) sitze ich jetzt auf meiner Obstwiese. Und bin eigentlich platt. Deswegen übernimmt die beste Ehefrau der Welt – meine Sylvi – die heutige Vorstellung. Und ich bin mir sicher, den Gästen wird es gefallen.
Und nachdem einigen ja auch gefällt, dass ich wieder am schreiben bin, schreibe ich mal über das Wetter. Originell, oder? Denn es ist wieder mal heiß geworden im alten Europa (das war übrigens das Schlagwort des Jahres). Und es wird noch heisser. Inspiriert haben mich für diesen Blök Freunde, die ich in Gesprächen, Posts und Chats an das Jahr 2003 erinnert habe. Ihr erinnert auch? Jahrhundertsommer. Dürre. Tausende Hitzetode, vor allem in Frankreich. 47,5 Grad Celsius in Portugal. Straßen lösen sich auf, Schienen verschmelzen.
Die Mädels probieren sich erstmals kollektiv in bauchfrei und Funktionsklamotten laufen wie die Sau. Trotz Schweinepreisen. Damals.
Es ist auch wirklich unangenehm draußen. Und ich als selbst ernannter Outdoormensch musste anno 2003 viele Termine trotz Bombenwetter drinnen machen. Es ist vielen einfach zu heiß. Vor allen in den Gegenden, wo es sowieso schon wärmer als meine Rhöner Heimat ist. Viele Menschen aus den Ballungsgebieten flüchten in die Rhön. Und wir Seifertser flüchten hoch auf den Berg zu unserer Rhönklubhütte. Da ist immer einer von uns da – und das wichtigste – es steht immer eine Kiste kühles Bier im Brunnen. Fantastisch. Kommunikation ganz ohne Social Media. Damals. Und der der Sommer war echt heißer als der in 2018. Ich glaube, der wird durch Facebook, Twitter, Instagramm & Co. nur heißer gemacht.
In so einem Jahr brauchst du coole Baustellen. Und gemeinsam mit meinem Keltereimitarbeiter Dorin entscheide ich mich, den alten Gewölbekeller der „Krone“ aus dem Jahr 1852 (da gehörte uns das Anwesen noch gar nicht) zu restaurieren. Es sollte eine der besten Entscheidungen der vergangenen Jahre werden. Denn hier bekommt mein Herzblut-Produkt ApfelSherry endlich einen Ort zum Präsentieren. Und unseren Gästen gefällt das sehr. Der Keller ist allerdings echt klein, und so kommen wir auf die Idee, davor einen kleinen, schnuckeligen, verglasten Präsentationsraum zu bauen. Eigentlich kein Ding, aber…
Wir sind eben nicht in Spanien, sondern in Deutschland. Obwohl das gerade temperaturmässig keinen Unterschied macht. Aber wir bekommen aufgrund dieser Mini-Baumaßnahme eine sogenannte „Brandschutzschau“ aufs Auge gedrückt. Und diese Begehung hat es in sich. Es ist eine sechstellige Summe für Brandschutzmassnahmen locker zu machen. Ich fasse es nicht! Bin fix und fertig und will tatsächlich alles hinschmeissen. Ja, sind die beim Bauamt noch ganz dicht? Wo soll ich denn von heute auf morgen das ganze Geld hernehmen? Dann sperren wir den Laden eben zu! Es ist eh schon viel zu heiß. Auch für unsere Gäste. Schluß! Aus! Basta! ZU! Für immer!
Meine Lebensgefährtin Sylvi (geheiratet haben wir erst 3 Jahre später, war ja auch ein legendärer Sommer) versucht mich zu beruhigen. Ich soll doch nochmal drüber schlafen. Nach 120 Jahren sperrt man doch nicht so einfach seinen Laden zu. Sie überzeugt mich, erst einmal den Betrieb räumlich zu verlassen. Für einen Tag. Und vielleicht erst einmal in Ruhe ein Bierchen zu trinken. An einem wieder sehr heißen Mittag fahren wir nach Fulda, nehmen ein Zimmer und trinken die Bierreserven der Wiesenmühle leer. Oh ja – das hilft! Ich fahre wieder runter. Wir verbringen eine heiße Nacht in der Barockstadt. Und am nächsten Morgen geht das Leben weiter. Und Ende Mai 2004 kommt unsere Tochter Maxima auf die Welt…
Also geniesst diese heiße Zeit – sie wird so schnell nicht wieder kommen. Denkt mal an den letzten Sommer!