Wenn dich alle für deine Ideen auslachen…
…dann bist du auf dem richtigen Weg, schreibt impulse-Blogger Jürgen Krenzer. Er hat selbst die drei typischen Phasen des Geschäftserfolgs durchlaufen: Erst wirst du kräftig ausgelacht, so der Hotelier, dann angefeindet – und schließlich kopiert.
Wenn dich alle für deine Ideen auslachen…dann bist du auf dem richtigen Weg!
So ist es. Und zur Beweisführung hier einige Aussagen von mir, die ausschließlich mit Kopfschütteln, Auslachen und Ignoranz quittiert wurden. Aus allen Ideen wurden erfolgreiche Projekte:
Wie wäre es, wenn wir aus den sauren, gerbstoffreichen Rhöner Äpfeln nicht Apfelwein oder Apfelsaft machen, sondern daraus einen ganz speziellen ApfelSherry herstellen? (1986)
Wie wäre es, wenn wir das vom Aussterben bedrohte Rhönschaf auf unsere Speisekarte setzen und diese Tierrasse damit vor dem Aussterben retten (1991)
Wie wäre es, wenn wir ab sofort ausschließlich Produkte in unserem Wirtshaus anbieten, die auch hier im Biosphärenreservat Rhön wachsen und gedeihen? (1992)
Wie wäre es, wenn wir unsere Gäste in historischen und neu gebauten Schäferwägen auf unserer Obstwiese übernachten lassen? (2000)
Wie wäre es, wenn wir aus dem abrissreifen, denkmalgeschützten Gebäude nebenan ein Rhöner Apfel Sherry Theater entstehen lassen? (2009)
Glauben Sie mir, für jede dieser Ideen wurde ich nicht nur herzhaft ausgelacht. Als ich die Idee äußerte, unsere Gäste in Schäferwägen übernachten zu lassen, da wurde während dieser Teambesprechung nicht nur gelacht. Einer meiner Mitarbeiter zückte sein Handy und wollte gerade eine Nummer wählen von einem Dienst, der dann in einem weißen Kastenwagen vorfährt und die Mitarbeiter dieses Dienstes selbst weiße Kittel tragen. Einen Kittel bringen Sie dann für dich mit, der dir allerdings verkehrt herum angezogen wird…
Heute weiß ich, je mehr gelacht wird, umso erfolgreicher wird diese Idee. Das Auslachen ist aber nur eine von drei Phasen, die erfolgreiche Projekte begleiten.
Hier noch einmal konkret an unserem Beispiel der Vermarktung des vom Aussterben bedrohten Rhönschafs erklärt: Es gab ein großes Auslachen durch meine Kollegen, weil ich ja so blöd sei, und beim Rhönschaf 100 Prozent höheren Wareneinsatz zahle. Und tatsächlich galt das früher als nicht vermarktbar. Aber – es sollte anders kommen.
Dann kommt die zweite Phase: Anmachen! Nachdem das Rhönschaf auf der Speisekarte landete, erschien auch erste deutschlandweite Artikel über das Biosphärenreservat und das Rhönschaf- Projekt. „Artenschutz per Speisekarte“ oder „Erhalt durch Verzehr“ waren fulminante Headlines. Dabei wurde lediglich ein Betrieb genannt, der sich konsequent mit der Philosophie beschäftigt. Raten sie mal welcher…
Und nach und nach standen immer mehr Autos mit neugierigen wie hungrigen Gästen vor der Tür. Was die Kollegen, die sich vorher negativ geäußert hatten, natürlich nicht mehr lustig fanden. Man verbreitete Gerüchte, dass der Krenzer wohl Geld bekäme, damit er dieses Pilotprojekt des Biosphärenreservats durchsteht. Auf der anderen Seite wurde ich bei der Industrie- und Handelskammer angeschwärzt, Mein Betrieb könne keine korrekte Kochausbildung sicherstellen. Denn bei uns werden ja „nur“ regionale Produkte verarbeitet. „Wie sollen die Auszubildenden denn dann lernen, wie man einen Hummer oder Seezunge zubereitet?“, so die Anklage.
Diese Anmach-Phase ist nicht wirklich spaßig, stärkt aber die Persönlichkeit und den Glauben an eine Idee. Aber viele scheitern genau in dieser wichtigen Phase. Sowohl die Auslach-Phase als auch die Anmach-Phase dauern jeweils etwa ein Jahr.
Im dritten Jahr kommt Phase drei. Auch nicht lustig und für viele schwer zu verarbeiten. Aber eigentlich ein großes Kompliment. Nur sehen wir das immer anders, wenn wir schamlos abgekupfert werden.
Am Beispiel Rhönschaf: Plötzlich bieten sehr viele Gastronomen Rhönschaf-Gerichte an. Leider oftmals nicht aus Schafrasse Rhönschaf, sondern aus Rhöner Merino-Schafen. Oftmals wurden wir auch im Preis noch unterboten. Doch unser großer Vorteil war, dass wir – im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben – dieses Thema wirklich leben und immer wieder quicklebendig werden lassen. Und wir haben damals wie heute auch die drei Jahre Vorsprung durch eben diese drei Phasen gnadenlos ausgenutzt.
Und jetzt schreiben wir das Jahr 2014. Und ich bin gerade dabei, ein neues Buchprojekt umzusetzen. Es soll kein klassisches Kochbuch, sondern ein Buch mit Rezepten der Rhön mit emotionalen Bildern über Menschen und Landschaft werden. Und schon geht es wieder los: Wie gestaltet man das Cover? Als die ersten Ideen aus dem Drucker kommen, reagierte mein Team mit Lachen, Kopfschütteln und Unver-ständnis.
Bin ich jetzt wieder auf dem richtigen Weg?