Was für eine Woche!
Es ist Freitag, der 20. September, 22.30 Uhr – und wir haben eine echt schafstramme Woche hinter uns. Obwohl der Höhepunkt – das Wochenende – noch vor uns liegt. Egal. Planung ersetzt bekanntlich den Zufall durch Irrtum. Was aber wenn gar nicht alles geplant war?
Montag, 16. September, 10.04 Uhr: Touristikchefs und natürlich auch die Chefinnen der deutschen Mittelgebirgsregionen besuchen krenzers rhön. Und diskutieren mit mir über „Regionale Identität“. Dazu zum Ende des Blöks mehr. Gleichzeitig startet meine Frau Sylvi in der Abfüllung die „Herbstoffensive“. Schliesslich haben uns die Gäste (fast) leergekauft. Am Nachmittag hole ich mit meinem Sohn Max 879 kg Apfel-Wildlinge bei Bio-Bauer Dieter ab. Äpfel die wie Kirschen aussehen. Am späten Abend sind wir daheim – ein schwerer Unfall bei Gersfeld und eine weitere Straßensperrung kosten eben Zeit. Hoffentlich hat die 19jährige vor uns überlebt..
Dienstag, 17. September, 6.10 Uhr: Noch vor dem Frühstück mit der Familie bin ich im Keller. Denn heute sollen unsere Barrique- und Rotweinfass-ApfelSherries abgefüllt werden. Ausserdem ist heute unser erster Keltertag. Super! Und die Äpfel müssen auch noch in Stedtlingen abgeholt werden. Um 12 Uhr trifft mein Kelterteam ein: Der Oecotrophologen-Koch Jörg Disse und unsere Zimmerfee Claudia Herbst. Wir wählen unsere Kelterhelfer schon nach strengen Kriterien aus. Hilft aber auch nicht immer. 20 Liter ApfelSherry Barriquefaß edelsüß laufen auf die B 278 und bringen fast den Verkehr zum Erliegen. Dazu aber in einem anderen Blök määhr – denn das war echt apfelgeil 😉
Mittwoch, 18. September, 5.10 Uhr: Schon wach, weil doch einiges weh tut. Ungewohnte Arbeitsabläuf an der Kelter. Aber das wird schon. Der Kelterherbst hat erst angefangen. Der gestern frisch erpresste Saft aus den Wildlingen und Stedtlinger Äpfeln müsste heute zu ApfelSherry veredelt werden. Da wird aber nix draus. Zuerst muss ich Apfelwein für den 3. Fülltag „vorlegen“ – will heißen in die Abfülltanks umpumpen. Und um 11.30 Uhr kommen 55 Gäste für eine ApfelWein-Probe nebst Mittagessen. Und die sind verdammt gut drauf. Trotz Regenwetter. Und das begleitet uns jetzt schon ab Montag. Ist nicht lustig, wenn du nur „outdoor“ arbeitest…
Donnerstag, 19. September: Heute kommt meine Innenarchitektin Imme und das ZDF. Natürlich nicht gemeinsam. Trotzdem gleichzeitig. Irgendwie ein anstrengender Tag, an dem ich mir so unproduktiv vorkomme. Weil ich vielleicht so ungeduldig bin? Wie es das Beamten-TV schafft, aus einem Drehtag in der Rhön 90 Sekunden zu senden ist mir mehr als schleierhaft. Aber die haben ja die Gebühren…
Freitag, 20. September: Ich muss heute wieder laufen – sonst werde ich wahnsinnig. Also laufe ich meine morgendliche Herbstrunde vom Schafstein nach Seiferts. Tut gut. Danach 2stündige Telefonkonferenz mit unserem Hotelsoftware-Dienstleister. Hat auch gut getan. Aber anstrengender als Laufen. Gegen Mittag setze ich mit meinem Sohn Max die Apfelsherry-Spezialität „Wildlinge“ an. Auch gut. Aber erst in 5 Jahren. Am Abend läuft in unserer Apfelstube eine Geburtstagsfeier mit Krenzers Pfanne. Da helfe ich noch kräftig mit – und ziehe mich dann zum Schreiben dieses Blöks zurück.
Wie bereits eingangs geschrieben war das ja noch nicht das Wochenende. Wie meinte kürzlich eine Mitarbeiterin: „Chef, schreib lieber nix über das Wochenende. Das glaubt dir eh keiner!“ Recht hat sie, also lasse ich es. Aber zum Schluß noch ein Satz zum Thema „Rhöner Identität“: Ich beobachte gerade in dieser Zeit wieder einmal das exponnentielle Wachstum der Dirndlträgerinnen und Lederhosenbesitzer hier bei uns im Landkreis. Verbunden mit Oberbayrischen Bierfesten a‘ la Oktoberfest und einer Wies’n am Stadtrand von Fulda. Oder der Eröffnung eines Allgäuer Bierstadels im Speckgürtel der Osthessen-Metropole. Scheint im Moment wohl der Megatrend zu sein. Und unsere frisch gewählten absolut freibiertauglichen Abgeordneten mitten drin. In kurzen Lederhosen! Unglaublich. Dieses Niveau ist kaum noch zu steigern. Doch: Es ist ja bekannt, das der Osthesse so schwarz ist, das er im Kohlekeller Schatten wirft. Im Zuge der oberbayrischen Bierfeste haben so manche regionale Spitzenkräfte soviel Haxen und Hendl und Konzernplörre genossen, das sie vor Kraft kaum laufen können. Und die hiesige CDU schon als CSU Osthessens bezeichnen. Na dann: Prost!
Regionale Identität? Warum wandert ihr nicht alle aus nach München oder ins Allgäu? Aber dann bitte das Dirndl und die Lederhose nicht vergessen…