Ich kotz mich dann mal aus…

Verfasst am 23.07.2016 von

Mit dieser wirklich originellen SMS fängt mein Urlaub perfekt an: „…Sie sollten Ihren Urlaub nicht zu lange ausdehnen, Herr Krenzer – Ihr „Servicepersonal“ plus Küche sind gerade dabei, Ihr Unternehmen und Ihren Ruf zu ruinieren!!!!!  

Anne-Monika H. „

 

Sonntag, 17. Juli 2016, 21.15 Uhr. Ich befinde mich gerade mit meiner Familie seit 8 Stunden in unserem Jahresurlaub. Davon gefühlt die Hälfte im Stau. Als ich nach dem Abendessen mein Handy aus der Jacke hole sehe ich diese SMS. Natürlich liest du die. Warum lasse ich mir eigentlich den Urlaubsauftakt so versauen? Muss ich jetzt eigentlich noch auf mein Handy glotzen? Gut dass ich schon drei gute hausgebraute Entspannungsbiere getrunken habe. Ein viertes Kaltgetränk wird jetzt dringend benötigt und sofort geordert.

 

Tausendundein Gedanke geht mir jetzt durch den Kopf. Ich rufe an der Homebase in krenzers rhön an. Bekomme einen sehr sachlichen Lagebericht. Meine Mitarbeiterin wirkt etwas bedrückt. Es ist sehr viel los gewesen an diesem ersten richtig schönen Sommertag, der auch der erste hessische Feriensonntag ist. Gartenwirtschaft, Wirtsstube, R.A.S.T. – Platz und auch der Laden sind supergut besucht. Reserviert war so gut wie nix – fast alles Spontangäste. Wie so oft. Jeder tut hier was er kann. Und määhr. Für eine Dame, die an diesem Nachmittag mit zwei Herren unser Haus aufsucht reicht das allerdings nicht. Sie ist extrem unzufrieden und fragt an der Rezeption nach dem Chef. Das der gerade in den Urlaub gefahren ist passt dieser Dame, die sich hier in unserem Hause alles andere als damenhaft benimmt, überhaupt nicht. Mein Team hat keine Chance sie zu beruhigen. „Ich werde mich bei ihrem Chef melden!“ – so oder so ähnlich echauffiert sie sich. Tja – und gemeldet hat sie sich. Wenn auch auf sehr merk-würdige Art. Also würdig, um es sich zu merken.

 

Wie  würden Sie denn in meiner Situation reagieren? Wäre echt mal spannend zu erfahren. Auf jeden Fall fällt mir die Zurückhaltung schwer. Da hätte ich schon ein paar Ideen, die ich – auch per SMS – zurückfeuern könnte. Ich tue es nicht. Besser so. Nicht mein Niveau. Dafür rufe ich am nächsten Tag meine Servicechefin Andrea an. Die hat aber erst mal gar keine Zeit mit mir zu telefonieren. Die Gäste gehen vor. Und davon sind selbst am Montagmittag jede Menge da. Na, dann gehen wir ja doch nicht pleite. Am Nachmittag bekomme ich dann endlich einen Rückruf. Und nochmals Details zum gestrigen Tag mitgeteilt. Ich bin beruhigt. Lasse das alles erst einmal ruhen. Und meine Leute in Ruhe.

 

Ein paar Tage später bekommen wir von anderen Gästen folgende Nachricht: „
Frauen sind halt heimliche Helden! Nur wer den Normalfall kennt, konnte wahrnehmen, was hier abging: Wir kommen ziemlich erledigt direkt vom Standdienst am Biosphärenmarkt in KrenzersRhön an. Unser Plan: schnell die Sachen ausladen und einlagern, die zu Krenzer gehören. Dann lassen wir uns verwöhnen.

 

Es war der erste richtige Sommersonntag und Ferienbeginn in Hessen. Ein regelrechter Ansturm auf die Rhön im Allgemeinen, den Biosphärenmarkt und KrenzersRhön im Speziellen. Gaststube und Gastgarten sind voll – Die Rezeption leer. Das hat seinen Grund: Melanie räumt zusammen mit Andrea – eigentlich hätten die beiden jetzt schon Dienstende – Tische ab. Trotz dieser Zusatzaufgabe managen die beiden auch noch unseren unangemeldeten Besuch. Nach getaner Arbeit finden wir noch einen Platz im Gastgarten und lassen uns verwöhnen. Es flutscht! Jetzt sind die beiden im Service aktiv, damit die Gäste zügig bedient werden. Als wir schon satt und merklich erholt die Rechnung bezahlen, neigt sich zumindest für Melanie der Arbeitstag dem Ende zu. Andrea muss noch den Bürokram in Angriff nehmen. Und für das Stammteam in Küche und Service geht es sowieso noch weiter.

 

Wir sagen Danke, dass Ihr Helden der Gastronomie uns verwöhnt habt!“
Astrid und Michael

 

 

So, liebe Frau H., nun zu uns beiden:
Ich habe keine Ahnung was Sie angetrieben hat, mir eine solche SMS zu schicken. Ich glaube nicht das Küche und/oder Service das Problem an diesem wunderschönen Sonntag waren. Sonst hätte Sie das mir gegenüber ja geäußert. Stattdessen schreiben Sie in Ihre SMS gleich vom Ruin eines 123 Jahre alten Unternehmens. Vielleicht hatten Sie ein ganz spezielles Problem. Eines was nichts, aber auch ganz und gar nichts mit uns zu tun hatte? Nach einer Woche können Sie ja mal sachlich darüber reflektieren.

 

Ich persönlich finde es suboptimal, wie sie sich in unserer Welt benommen haben. Und wie Sie sich mir gegenüber benommen haben. Wissen sie eigentlich, das meine Mitarbeiter nach Ihren Verbalattacken erst einmal „down“ waren? Das letztlich andere Gäste darunter zu leiden hatten? Mitarbeiter in der Gastronomie – auch in krenzers rhön – sind auch Menschen. Und keine  Maschinen. Können nicht sofort wieder umschalten. Haben Emotionem. Wunderbare Menschen. Dienstleister mit Herzblut. Für die ihr Beruf Berufung ist. Freude am Umgang mit Menschen. Wissen Sie eigentlich das die meisten Menschen in Deutschland lieber eine Maschine oder einen Computer bedienen als anderen Menschen zu dienen? Wissen Sie eigentlich das es viel schwieriger ist, tolle Dienstleister zu finden als neue Gäste zu akquirieren?

 

Ja, Sie wissen das. Haben es bei Ihrem „Blackout“ in unserer Gartenwirtschaft nur vergessen. Kann passieren. Wer weiß was Sie für Probleme hatten. Hoffentlich sind die nicht von Dauer.

 

Und warum einer Ihrer Begleiter meiner Servicemitarbeiterin noch ein Trinkgeld gibt, ist sowohl mir als auch meiner Mitarbeiterin bis jetzt schleierhaft. Lassen Sie Ihren Frust bitte an den Menschen aus, die dafür gut bezahlt werden. Psychologen, Mentaltrainer oder Lebensberater etc. . Aber lassen Sie meine Leute in Ruhe! Ich wünsche Ihnen noch ein glückliches und zufriedenes Leben!

 

Ihr Ex-Gastgeber Jürgen H. Krenzer

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