Erst grübeln, dann dübeln!
Unternehmer sollten etwas unternehmen, sonst wären es ja Unterlasser. Das habe ich mir auch gedacht, als ich zum zumindest kalendarischen Frühlingsbeginn Josef Schmidt nach Seiferts geholt habe. Schmidt ist eigentlich eine lebende Legende, was sich aber noch nicht bis in die Rhön herumgesprochen hat. Er gehört zu jener Sorte von Referenten, die man einfach nie mehr vergisst. Der braucht weder Show noch Power-Point-Präsentation, um zu brillieren. Das ist einfach ein Typ. Und ein echter Gentlemen.
Auf meine Einladung sind 60 befreundete Unternehmer gekommen, unsere Denkerei ist proppenvoll. Viele sitzen auf Tischen. Stadionatmosphäre. Ich stelle Josef Schmidt kurz vor, erwähne, das er zweimal schon das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Und den Ludwig-Erhard-Preis. Und…
Plötzlich stoppt er meinen Redefluss: „Bei soviel Weihrauch wird man ja rußig!“ Die Leute lachen und der Vortrag kann beginnen. Sein Thema ist anspruchsvoll. Seine Ausführungen sind es auch. Wertschöpfung durch Wertschätzung. Die Beispiele sind konkret. Schon im Kindergarten werden Werte vernichtet, weil viele Kinder nicht (määhr) von ihren Eltern beigebracht bekommen, welchen Wert mancher Gegenstand hat, der gerade von ihnen zerdeppert wird. Und wie lange Papa oder Mama dafür arbeiten müssen. Die höchste Klugheit besteht darin, den Wert der Dinge genau zu kennen.
Es stimmt, den wahren Wert einer Sache kennt heute kaum noch jemand. Vielleicht noch den Preis. Und selbst das nicht. Viele, ja zu viele kennen nur die Teilzahlungsraten! Lachen Sie nicht, es stimmt. Leider!
Und alleine mit Bildung können wir das nicht lösen. Wir brauchen wieder den gesunden Menschenverstand. Der ist uns nämlich mit den Jahren völlig abhanden gekommen. Beispiele gibt es zuhauf: Scheinbar niemand wunderte sich im Jahr 2001, als eine kleine Internetfirma mit einem höheren Börsenwert gehandelt wurde als Siemens. Eigentlich ist das ja schon eine ziemlich faule Sache. Aber die Menschen lieben Luftblasen. Und kauften immer määhr die Aktie dieser Firma. Um die Papiere hinterher auf das Klo zu hängen. Gelernt haben die Menschen daraus nichts, wie die jetzige Finanzkrise nur allzu deutlich zeigt.
Wie mit den Milliarden nur um sich geschmissen wird, ist genauso beispiellos wie phänomäähnal. Was ist schon eine Milliarde? Wir haben alle Verhältnismäßigkeiten scheinbar bedingungslos aufgegeben.
Stellen Sie sich vor: Wir stellen die Uhren um eine Milliarde Sekunden zurück. Dann landen wir im Jahr 1959! Schön, da hat meine Eintracht aus Frankfurt zum ersten und einzigen Male den Titel als deutscher Fußball-Meister geholt!
Und wo landen wir, wenn wir die Uhren dieser Welt um eine Milliarde Minuten zurückdrehen: Da könnten sie dann Jesus begegnen, denn der lebte zu dieser Zeit noch…
Und vor einer Milliarde Stunden könnten Sie endlich mal von einem echten Dinosaurier verfuttert werden. Natürlich von einem Fleischfressenden. Da hilft es auch nichts, wenn sie Vegetarier sind…
Also, ich fasse mal kurz zusammen: „Gesunder Menschenverstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen. Aber kein Grad von Bildung ersetzt den gesunden Menschenverstand.“ Darüber lohnt es sich nachzudenken.
Zum Schluß noch ein Wort zum Titel dieses Beitrags: „Erst grübeln, dann dübeln!“ Klingt einfach und lustig. Leider ist das in vielen Betrieben die Regel. Ich kenne viel zu viele davon. Josef Schmidt sagt dazu dann ergänzend: „Operative Hektik ist ein Zeichen geistiger Windstille!“ Da weiß man nun, woher der Wind weht. Oder etwa nicht?