Die Bahn, das letzte deutsche Abenteuer?

Verfasst am 07.02.2009 von

Samstag, 7. Februar 2009 – 17.54 Uhr Köln, Hauptbahnhof

Hektisch und vollbepackt steige ich in den nächsten Zug nach Frankfurt/Main-Flughafen ein. Vorher vergewissere ich mich natürlich auch, ob dieser auch tatsächlich in Richtung München weiterfährt. Denn genau diesen Zug will ich mit meinem Freund Dieter noch erreichen. Um 17.57 Uhr fährt dieser Zug, in den ich gerade eingestiegen bin, los. Und rufe vom Bord-Bistro Dieter an. Der sagt, er sei auch im Bord-Bistro. Allerdings im Zug nebenan…

Ich stelle also fest: Ich sitze im falschen Zug! Denn meiner fährt zwar nach Frankfurt/Main- Flughafen, nur leider nicht über die Neubaustrecke. Eine idyllische Nachtfahrt entlang des beschaulichen Rheinufers bahnt sich an. Sch…

Alles war so gut geplant. Um 20.10 Uhr wollte ich in Fulda sein. Abholung per Taxi und um 20.45 Uhr zu Hause um die Kinder zu übernehmen. Bei uns zuhause ist jede Menge los, und meine Frau im operativen Geschäft eingebunden. Jetzt wird es 1 ½ Stunden später.

Es ist eigentlich zum Heulen!

Frage: Warum ist das passiert?

Antwort: Weil ich mich nicht auf mich selbst, sondern auf einen anderen verlassen habe und der war plötzlich am Bahnsteig verschwunden. Schwupp die wupp in den nächsten Zug hinein. Es ist schon dumm, wenn zwei Züge in die gleiche Richtung fahren und das auch noch fast zeitgleich und auch noch beide über mein Zwischenziel Frankfurt/Main-Flughafen.

Zufall? Nein!

Fazit: Verlass dich niemals auf andere, die kein Interesse daran haben, dass auch Du dein Ziel erreichst!

Aber auch: Sorge als Mensch immer dafür, dass auch andere ihr Ziel erreichen!

So, und jetzt sitze ich im ICE 1025 BordBistro an meinem nächtlichen Fensterplatz  und brauche erstmal ein Weizen. Es gibt zwar bessere Biere als Franziskaner Weizen, das hier angeboten wird, aber das ist mir im Moment egal. Dann mache ich eine überraschende Feststellung: Der Kellner, der hier im Bordbistro Dienst tut, ist anders. Seine Dienstleistung ist nämlich so einmalig, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe. Das fasziniert mich.

Einige Beispiele: Nachdem ich mein Kaltgetränk direkt an der Theke mit den Worten „Ich brauche jetzt ein Weizen!“ bestelle, antwortet er spontan: „Kein Problem! Daaa kann ich ihnen helfen…“

Eine junge Frau fragt nach Zeitschriften. In Ermangelung von Alternativen (Bild war schon ausverkauft) empfiehlt der ICE-Kellner die Süddeutsche Zeitung mit den Worten „Sehr guter Schreibstil, die lese ich selbst gerne!“

Es ist unglaublich – dieser Kellner (sein Name ist Oliver) – zaubert ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Kunden.

Eine andere Frau möchte einen Latte Macchiato im Pappbecher mit ins Abteil nehmen. Er rät ihr davon ab. „Das wäre schade, dann sehen sie doch gar nicht, wie schön sich Milch und Kaffee zu einem Kunstwerk verschmelzen!“. Und nun sitzt diese Dame neben mir und schlürft glücklich an ihrem Glas mit Latte…

Ich bin mal ganz ehrlich: Am Anfang denkt man schon, dass der Typ irgendwie schräg und anders ist. Also nicht normal. Aber, Hand aufs Herz: genau diese Typen brauchen wir doch!!!

Klasse und Danke, lieber Oliver!

 

In Frankfurt-Main verlasse ich diesen anregend gastlichen Ort (der sich ausnahmsweise einmal in einem ICE befand) und steige in den nächsten Intercity nach Fulda. Leider passiert mir beim Umsteigen schon wieder ein Missgeschick: Ich lasse meinen nagelneuen Stetson-Hut an der Garderobe hängen. Normalerweise ist solch ein Objekt dann eigentlich abgeschrieben. Denn wer kümmert sich schon um meinen Hut? Allerdings sollte ich schon wieder positiv überrascht werden: Am Service-Point in Fulda hat an diesem Abend um 21 Uhr ein sehr netter und kompetenter Ralf Müller Dienst. Dieser fackelt nicht lange und ruft den Zugbegleiter in meinem vorletzten Zug an, dieser findet auch auf Anhieb meinen Hut. (Es ist immer von Vorteil sich im Bordbistro aufzuhalten, da das Zugbegleiter-Abteil nicht weit davon entfernt ist.)

Jetzt geht die Deutsche Bahn völlig unbürokratische Wege. Da mein vorletzter Zug gleich in Würzburg hält und ein weiterer Zug von Würzburg nach Fulda fährt, wird der Hut gleich übergeben. 20 Minuten nachdem ich im Service-Point den Verlust meines Hutes gemeldete habe, habe ich ihn wieder zurück. Da sag mal einer in Deutschland und bei der Deutschen Bahn gäbe es keinen guten Service mehr.

Fazit: Service ist nie von einem Unternehmen abhängig, sondern immer von Menschen, die in einem Unternehmen mit Engagement arbeiten.

 

Liebe Leser, hatten auch Sie positive Erlebnisse in Mitte der in Deutschland wütenden Weltwirtschaftskrise? Haben auch Sie noch tolle Unternehmen, deren Mitarbeiter kennen gelernt? Wenn ja, dann berichten Sie doch hier kurz. Wenn nein, dann lassen Sie es einfach bleiben.  Negative Nachrichten gibt es wahrlich genug!

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