Darf ich ein Haar von ihnen haben?
Ich konnte nicht anders. Diese Dienstleisterin par excellence hat mich fasziniert. Und ich stelle ihr eine unkonventionelle Frage…
Donnerstag, 13. Januar 2011, 19.45 Uhr. Auf der Fahrt nach Hause halte ich im Vordertaunus an einem REWE-Supermarkt an. Ich will noch ein paar Wienerle für meine Kinder besorgen. Der Markt schließt um 20 Uhr. Um zur Metzgertheke zu gelangen, muss ich durch den kompletten Markt laufen. Verkaufspsychologie, die bei mir schon lange nicht mehr funktioniert. Nach Umkurven des Trockenfutter-Regals entdecke ich eine wunderschön in Szene gesetzte Metzgerei-Theke. Noch 20 Meter, dann bin ich da. Schon jetzt fällt mir trotz meiner Kurzschichtigkeit die äußerst attraktive Verkäuferin hinter dieser Theke auf. Sie schaut in meine Richtung und lächelt. Ich bin mir unsicher, ob das Lächeln wirklich mir gehört und schaue mich um. Läuft da irgendein anderer Typ Marke Johnny Depp oder Brad Pitt hinter mir? Nein. Niemand. Ich bin ganz alleine. Jetzt stehe ich vor der Theke. Die junge Dame hat wirklich ein bezauberndes, natürliches Lächeln und schaut mich an. „Guten Abend! Was darf ich ihnen denn noch schönes für heute einpacken?“ Huch! Was war denn das? Ich bin sprachlos. Denn das kam so natürlich rüber. Nichts aufgesetzt oder auswendig gelernt. Und natürlich kaufe ich mehr als nur die 5 geplanten Wiener Würstchen. Werde perfekt beraten. Nicht ein einziges Mal stellt sie die Fleischerei-Fachverküferin-Standartfrage „Noch was?“ Fast die gesamte Theke habe ich mir einpacken lassen. Und die Verkäuferin hätte ich am liebsten auch noch mitgenommen…
Jawohl, es gibt sie noch, die perfekten Dienstleister. Tolle Gastgeber. Verkäufer mit Herz und Engagement. Man sollte sich wirklich bei jedem dieser besonderen Menschen für sein Dasein bedanken. Denn sie werden immer seltener. Ich habe mir für die nächste Begegnung mit solch einem Wesen von anderen (Verkaufs)-Stern folgendes ausgedacht: Ich traue mich einfach mal was. Stelle eine ver-rückte Frage. Auch mit der Gefahr, vielleicht eine gescheuert zu bekommen. Aber es ist ja nicht entscheidend was man fragt, sondern wie man es tut. Das gilt übrigens auch für das Verkaufen! Denn es ist nicht alkleine entscheidend, was ich verkaufe. Sondern wie ich es tue.
„Entschuldigen Sie, aber ich hätte da noch eine Bitte. Dürfte ich ein … Haar von Ihnen haben? Nur ein Haar bitte! Wissen Sie, ich bin selbst Unternehmer und Dienstleister. Das was Sie hier machen ist Perfektion. Das ist absolut klasse. Immer weniger Menschen sind dazu in der Lage.Ich würde Sie gerne klonen. Klonen, damit mehr Menschen Freude haben können an Menschen wie Ihnen. Darf ich?“
Wenn ich Glück habe, bekomme ich das Haar sogar. Wenn ich Pech habe, bekomme ich noch einmal ein wunderbares Lächeln, da bin ich mir sicher. Und ich werde mich noch einmal ganz herzlich für cen guten Service bedanken. Das ist oft wichtiger als dicke Trinkgelder…